Avicii: Ein Nachruf

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Drei der wichtigsten Vertreter schwedischen Entertainments habe man gewonnen, aus zwei unterschiedlichen Generationen, erklärte Moderatorin Petra Mede beim Eurovision Song Contest 2013. Und mit Avicii, Björn Ulvaeus und Benny Andersson immerhin ABB, wenn schon nicht ABBA komplett. Und dass Avicii – bürgerlich Tim Bergling – einer davon war, müsse doch all den Dancing Queens hier gefallen. Eine Dreifach-Anspielung: auf einen Teil des Publikums, auf einen der größten ABBA-Hits und auf Aviciis Musikstil.

Immerhin: Avicii war damals 24 Jahre alt, Björn und Benny gingen bereits auf die 70 zu. Ihr gemeinsam geschriebenes We Write The Story gilt heute als eine der besten Wettbewerbs-Eröffnungen seit Bestehen des ESC. Beginnend im typischen Elektropop, übergehend in den charakteristischen ABBA-Balladenstil, ein wenig erinnernd an I Have A Dream – wer dachte, dass ein so generationsübergreifendes Crossover nicht funktionieren könne, sah sich gründlich getäuscht.

Avicii brauchte keine prominente Unterstützung, ganz sicher aber hat sein ESC-Auftritt – er selbst war in Malmö anwesend, Benny und Björn nicht, wie auch der deutsche Kommentator Peter Urban feststellte und eine leichte Enttäuschung kaum verbergen konnte – seine Popularität gefördert. Heißt: Seinen Stil einem Publikum nahegebracht, das a priori kaum zur Avicii-Fangemeinde gehört.

Mit tanzbaren Elektrosounds, mit Remixes und mit Verkaufszahlen, die sich in Downloads messen statt in verkauften CD-Exemplaren, war Avicii, Jahrgang 1989, einer der erfolgreichsten Vertreter der jungen Generation, alle technischen Möglichkeiten der Musik ausschöpfend, aber auch einer, der für seine Musik, für seinen Stil brannte. Wake Me Up ist sein Top-Hit schlechthin gewesen, sein Debüt-Album True wurde 2013 mit Spannung erwartet, wie weitere auch. Dabei griff er gerne auf Elemente zurück aus den vor-elektronischen Zeiten – Soul, Country, Pop … das unterschied ihn von anderen Vertretern seiner Generation völlig.

Die Todesnachricht kam völlig unterwartet, löste Bestürzung und Fassungslosigkeit aus. Die Kommentare unter den ESC-Clips von 2013 auf YouTube sind jetzt oft mit RIP überschrieben. Avicii wurde 28 Jahre alt, und in Nachrufen wird auch an seine letzten Jahre erinnert, in denen er erst eine unglaubliche Zahl an Auftritten absolvierte, dann operiert werden musste, sich schließlich eine Auszeit verordnete und nur noch Studioalben umsetzen wollte. Muss man es wirklich betonen? Offenbar: Musik ist in erster Linie eine Kunstform – und erst in zweiter eine kommerzielle Angelegenheit.

Alben: Avicii True und Stories

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