Liebe Leserin, lieber Leser,

die klassischen Unterscheidungs-Möglichkeiten beim Kauf eines Automobils, die einmal Limousine, Kombi oder – meist in Ausnahmefällen für wenige Betuchte – Cabrio hießen, sind längst passé. Crossover heißt der Trend, der einmal als neu gepriesen wurde, aber längst eher zur Regel als zur Ausnahme geworden ist. Dies gilt sowohl für die Optik wie auch für die Arbeitsweise im Alltag und damit die Gebrauchsfähigkeit.

In den meisten Fahrzeugen steckt heute das Beste von jeder Kategorie. Ein ansprechendes, nicht zu langweiliges Äußeres. Das Fahrgefühl und der Komfort einer Limousine, der Platz und die Variabilität eines Kombis, die Rundumsicht und der bequeme Einstieg eines sogenannten SUV, eines Sport Utility Vehicle. Dem Kunden sollen Fahrzeuge näher gebracht werden, die ihm viele Wünsche auf einmal erfüllen können und die darüber hinaus Platz lassen für die exklusiven individuellen Angebote im Portfolio der meisten Hersteller: Flotte Sportwagen, City-Flitzer mit dem Fahrkomfort und dem Spaßfaktor eines Autos, das in einem viel höheren Segment angesiedelt ist. Oder eben die eingangs erwähnten „Oben-Ohne“-Angebote mit erbaulichem Frischluft-Faktor während der Fahrt.

Doch mittlerweile verschwinden nicht nur die Unterschiede zwischen den lange Jahre signifikant erkennbaren Erkennungsmerkmalen eines Personenwagens. Inzwischen werden auch – zumindest in Ansätzen – aus Nutzfahrzeugen bei Bedarf Pkw und aus Personenwagen leichte Nutzfahrzeuge. Dem Ideenreichtum und der Gestaltungsfähigkeit von Designern, Fahrwerksentwicklern, Raumgestaltern oder Motorenbauern sind kaum noch Grenzen gesetzt. Der Handwerksmeister, der Pensionsbesitzer, die kinderreiche Familie oder auch das Paar mit einer hohen sportlichen Freizeit-Aktivität werden immer öfter mit dem gleichen Angebot bedient. Und das nicht einmal schlecht.

Zwei Fahrzeuge für die Aufrechterhaltung dieser These wurden in dieser Woche vorgestellt: Der neue Opel Hochdach-Kombi mit Namen „Combo Life“ als Familienfahrzeug, dem als Fünf- oder Siebensitzer ein identisches Fahrzeug für den gewerblichen Nutzen folgen soll. Autos, die man noch vor nicht allzu langer Zeit niemals mit den Attributen eines Familienfahrzeugs belegt hätte, werden auf einmal bewusst als solche entwickelt und mit Assistenz-Systemen und Konnektivitäts-Möglichkeiten eines Mittelklasse-Modelles ausgerüstet.

Nicht viel anders geht es bei der neuen Generation des Mercedes Sprinter, der in dieser Woche ebenfalls vorgestellt wurde. Die Nachfrage ist vor allem bei Spediteuren, Handwerkern und Paketdiensten groß. Das alles ist auch eine Folge des immer stärker werdenden Online-Handels. Auch der neue Sprinter, wie übrigens auch die direkten Konkurrenz-Modelle von Volkswagen (Crafter), Fiat ( Ducato) oder Ford (Transit) mutieren ohne großen Aufwand mit frei wählbarer Anzahl der Sitzreihen zu Personenwagen. Als solche bestückt mit modernsten Kommunikations-Systemen, Smartphone-Vernetzung oder Schaltautomaten mit bis zu neun Gängen. Etwas, wovon der Paket-Ausfahrer früherer Jahre nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Nimmt man jetzt auch noch die vielfältigen Möglichkeiten des Antriebs (Benziner, Diesel, Hybrid, Elektro, Erdgas, Autogas) hinzu, so ergibt sich eine Unzahl von Wahlmöglichkeiten in jedem Bereich. Dass da die Grenzen zwischen Nutz- und Personenfahrzeug oft gar keine mehr sind, dürfte vielen Kaufinteressenten angesichts des „Dickichts“ der Optionen gar nicht so richtig bewusst werden. Wie auch immer: Wer – bei ein und demselben Modell – nicht nur zwischen Pritschen- und Kastenwagen, sondern auch zwischen Android und Apple Carplay, zwischen Luftfederung oder Sportfahrwerk wählen kann, der ist doch eigentlich zu beneiden.

Meine ich jedenfalls.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende

Ihr Jürgen C. Braun

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