Liebe Leserin, lieber Leser,

das Angebot an sogenannten Sport Utility Vehicles, kurz SUV genannt, wird immer größer und damit auch unübersichtlicher. Nicht nur, dass es sich kaum noch ein Hersteller leisten kann, in diesem Boom-Segment nicht vertreten zu sein, es bleibt meist nicht bei einer einzigen Variante: da gibt es kleine, kompakte Modelle, es gibt die Midsize-SUV’s, die die meisten Interessenten ansprechen und schließlich auch noch die richtigen „Dickschiffe“, aus denen in der Regel noch Siebensitzer „gebastelt“ werden können und die die Familienbedürfnisse für die Stadt und das Gelände gleichermaßen befriedigen sollen.

Längst hat der automobile Rausch nach hochgebockten Fahrzeugen nicht nur die gängigen Hersteller erfasst. Denn wo es gilt, anständig „Kohle“ zu machen, da ist dann auch die sogenannte Marken-Identität schnell zu Gunsten der Jahresbilanz angepasst. Als Beispiel sei stellvertretend der Maserati Levante genannt, der nun auch die Freunde edelster italienischer Provenienzen in den SUV-Himmel hebt.

Selbst der Inbegriff des königlichen und exklusiven Automobilbaus schreckt nun nicht mehr vor einem solchen Fahrzeug zurück. Die „Emily“, die legendäre Kühlerfigur des Hauses Rolls Royce wird demnächst auch von oben herab grüßen. Sie wird ausgestattet mit jeder Menge Bodenfreiheit, mit Unterbodenschutz, mit Differenzial-Sperre und man wird sich mit ihr in Matsch und Madder hinein trauen dürfen und es auch können. „Shame on you“ rufen da die Traditionalisten des Hauses den Ingenieuren und Entwicklern zu. Oder vielleicht doch nicht?

Es nutzt ihnen alles nichts: „RR“ wird als eine der letzten Luxusmarken nun auch „in den Busch gehen“. Ins automobile Dschungelcamp sozusagen. Auch der Name für das RR-SUV steht schon fest. Vor ein paar Tagen wurde er bekannt gegeben (vgl. www.kues.de vom 15.02.18): Der „Cullinan“ wird nun die Anhänger des Hauses Rolls Royce (so sie es denn möchten und es sich leisten können) abseits der Pisten im königlichen Interieur-Ambiente zwischen Dornenhecken und durch Sumpflöcher kutschieren.

Wobei man sich der Herkunft und dem Stellenwert der Marke bei der Namensgebung des SUV durchaus bewusst ist. Der „Cullinan“, der auf der neuen Aluminium-Spaceframe-Architektur daher kommt, ist ein Diamant. Er wurde 1905 in einer südafrikanischen Mine in den Magaliesbergen entdeckt und ist mit 3106 Karat der größte jemals gefundene Diamant. Aufgespalten und geschliffen gehören die beiden größten Teile des Cullinan zu den britischen Kronjuwelen und befinden sich in Königskrone und Zepter.

Na bitte, das dürfte auch die Puristen, die sich in all den Jahren und Jahrzehnten um „Emily“ versammelt haben, wieder etwas versöhnen. Wenn schon mit all den kleinen, mittleren und überdimensionalen Geländegängern der profanen Fahrzeuge auf eine Stufe gestellt, dann doch bitte als Teil der der britischen Kronjuwelen. Dergestalt lässt sich dann auch ein Rolls Royce SUV halbwegs verschmerzen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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