Buchtipp – Fallada: Junge Liebe zwischen Trümmern

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Aktuell macht der ZDF-Mehrteiler Tannwald Furore. Ein Stück Geschichte am Beispiel von (fiktiven) Lebensgeschichten vor bewundernswert echt nachgebildeten Schauplätzen.

Ein ähnlich penibler Chronist des menschlichen Alltags ist zeitlebens der Schriftsteller Hans Fallada gewesen. 1893 geboren, 1946 verstorben, wusste er nicht zuletzt aus eigener Erfahrung, was es heißt, sich durchs Leben zu kämpfen, mal mit bitterem Ernst, durchaus aber auch mit Humor.

Fast unglaublich, dass nun, über 70 Jahre nach dem Tod des Autors, ein Band mit unveröffentlichen Geschichten erscheinen konnte. Mit ihnen führt uns der junge Rudolf Ditzen – so hieß er mit bürgerlichem Namen, sein Pseudonym lieh er sich unter anderem von einem Pferd in einem Märchen – in eine Welt, die wir uns heute ohne solche Lektüre nicht mehr vorstellen können. Geschenke wollten vom Munde abgespart sein, Telefonate musste man beim zuständigen Amt anmelden, und das vermittelnde Fräulein (das lange sprichwörtliche Fräulein vom Amt) konnte jederzeit dazwischenreden. Für Liebeserklärungen, zum Beispiel, eine eher ungünstige Konstellation. Und, ja, die unverheirateten Frauen hießen damals ganz offiziell Fräulein. Das hatte nichts Herabsetzendes und schon gar nichts Spöttisches an sich. Damals.

Für dieses Büchlein braucht man Zeit und Ruhe. Wer sich beides nimmt, dem ist ein seltenes Lesevergnügen sicher.

Hans Fallada: Junge Liebe zwischen Trümmern. Aufbau Verlag; 20 Euro.

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