Buchtipp – Ralf König: Santa Claus Junior

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Aber irgendwas musst Du doch machen! Nein, muss Ute nicht. Eben darum hat sie beschlossen, Weihnachten heuer eben nichts zu machen. Will heißen, die Feiertage nicht so zu verbringen, wie man es erwartet. Also, wenn schon nicht mit dem vollen Programm, dann doch wenigstens ein bisschen.

Nein, Ute hat keine Lust. Längst eine erwachsene Frau, erinnert sie sich höchstens daran, wie sie als Kind auf einer Feier den Nikolaus als Fälschung entlarvte (viel später würde man fake dazu sagen) an seinem Gummiband, das den falschen Bart hielt. Dass sie ihre Entdeckung lautstark kundtat, trug ihr statt des erhofften Lobs eine Menge Ärger ein.

Und nun hat der Weihnachtsfrust auch ihre Mutter erfasst, wie Ute im Festtagstelefonat mit ihr erkennt. Warum hat sie nicht, warum muss sie unbedingt, aber Kind … Lamentos machen das keinen Deut besser. Also abschalten, DVD-Player einschalten. Leben und leben lassen. Soll feiern, wer feiern mag, soll DVDs schauen, wer schauen mag, Punkt.

Und dann kommt alles anders: Das Christkind persönlich klopft bei Ute an. Und es hat seinerseits gründlich die Nase voll. Vom Konsumterror, von den selbstverständlich erwarteten Smartphones, das es zu bringen hat (nichts gegen die Kommunikationsform als solche!), davon, dass kaum jemand mehr sich zu fragen scheint, was denn das Christfest dem Ursprung und Sinn nach überhaupt ist. Eine Stärkung braucht das Christkind auch, und da bieten sich nun mal die Rumkugeln an, die bei Ute stehen. Ein Geschenk einer Freundin. Allerdings mit echtem Rum zubereitet, nicht mit dem penetranten künstlichen Aroma. Köstlich sind sie ja. Aber eine leicht unerwartete Wirkung hat das, wenn man als Christkind so gar keinen Alkohol gewöhnt ist…

Rum hin, Schwips her: Eine Überraschung hat der Überraschungsgast für die Gastgeberin dann doch. Die allerdings gibt es nirgendwo zu kaufen, und mehr sei an der Stelle auch nicht verraten. Nur soviel: Klagen über Weihnachten als Kommerz – das ist ja fast schon so alltäglich wie die Kommerzialisierung ihrerseits. Ralf Königs Büchlein allerdings füllt das Plädoyer gegen den Konsumterror wunderschön mit Inhalt. Ungewöhnlich, aber Ralf-König-typisch. Lustig, zum Lachen, zum Schmunzeln, mit viel Ernst zwischen den Sprechblasen. Und so ist Santa Claus Junior zugleich ein Plädoyer fürs Anachronistische – für Schaukelpferde, Bratäpfel … und ein überzeugender Beleg dafür, dass man Glück mitunter eben doch nicht kaufen kann.

Ralf König: Santa Claus Junior. Rowohlt Verlag; 12 Euro.

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