Winter: Neue Streutechniken gegen Probleme in der kalten Jahreszeit

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Namhafte Klimaforscher haben aufgrund langjähriger gesicherter Daten errechnet, dass sich alle sieben Jahre ein kalter und niederschlagsreicher Winter in Mitteleuropa einstellt. Für die Verkehrsteilnehmer vom Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer bis hin zum Fahrer von Lkw eine nicht gerade erfreuliche Erkenntnis, aber dennoch wohl ein einigermaßen berechenbares Ereignis. Aktuelle Studien und Auswertungen lassen dieses Wissen in Pläne und Prognosen einfließen, die auch für die Winterdienste der Kommunen und anderer Behörden wichtig sind.

In einem Winterseminar, das der Verband der Kali- und Salzindustrie e. V. aus aktuellen Gründen durchführte, referierten zwei Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten über neueste Erkenntnisse und modernste Maßnahmen zu diversen Streutechniken:

Andreas Hübner vom Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover befasst sich unter anderem mit der Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer, die gerade im innerstädtischen Bereich stark zunehmen: den Radfahrern und Fußgängern.
Wenngleich die niedersächsische Metropole nicht unbedingt als Winterzentrum gilt, stellen doch überfrierende Nässe und Reifglätte erhebliche Sicherheitsrisiken dar. Sie verlangen nach einer hochwirksamen, dennoch umweltschonenden und bezahlbaren Technologie. Drei Glätte-Meldeanlagen sind in Hannover an im Winter neuralgischen Punkten, wie Brücken, Unter- und Überführungen installiert. Die Sender dieser Meldeanlagen übermitteln aktuelle Daten von Luft- und Bodenfeuchtigkeit, Temperaturen, Tageszeiten sowie die nächsten Aussichten in der Entwicklung an eine Zentrale, die die Streu- und Kehrdienste koordiniert. Für die schmaleren Radwege wurde sogar ein Sonderfahrzeug entwickelt, das an der Front mit rotierenden Kehrbesen, am Heck mit einer Streu- und Dosieranlage zur Feuchtsalz-Ausbringung ausgestattet ist. Die Wirksamkeit dieses Systems hat sich als hocheffizient erwiesen: nicht nur die Radfahrer können diese Wege sicher benutzen, sondern auch Fußgänger, was zu einer ganz besonderen Partnerschaft beider Verkehrsteilnehmer führt, die sich zudem bestens bewährt hat. Immerhin weist Hannover gut 250 Kilometer Radwege auf.

Dr. Horst Hanke ist der zweite Referent, der über seine Spezialgebiete berichtet. Hanke arbeitet im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes. Er zählt zu den weltweit anerkanntesten Experten für Winter-Räumtechniken und Streumaterialien, deren ständige Weiterentwicklung das Zentrum seiner Arbeiten mit bestimmt. Noch lange nicht ist die Streutechnik in ihrer Wirksamkeit zu Ende entwickelt. Hanke gehört nach wie vor zu den Befürwortern der Feuchtsalz-Technik. Seine Studien beziehen auch Erkenntnisse aus Neuseeland, Asien sowie aus Nord- und Südamerika mit ein: äußerst diffizile individuelle Lösungen müssen dafür gefunden werden. Die alte Methode, trockenes Natrium-Chlorid einfach auf Schnee und Eis mit hohen Streu- und Verwehverlusten auszubringen, ist in sich überholt. Das FS 30 genannte Verfahren hat sich umfänglich bewährt.

Für spezielle winterliche Verhältnisse hat sich in jüngster Zeit auch eine reine Salzlösung ohne ergänzende Trockensalz-Zugabe als sehr wirksam erwiesen. So wird ein Maximum an Wirkung bei hoher Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit erzielt. Deutschland ist bei der Entwicklung winterlicher Streutechniken führend. Doch trotz aller winterlicher Straßenpflege: der Autofahrer muss auch einen eigenen Anteil an geeigneten Maßnahmen seinerseits einbringen, um sicher unterwegs zu sein.
Der nächste Winter kann kommen…

Text: Frank Nüssel
Bilder: VKS (clipedealer.de, fotolia flyingcowboy, Horst Hanke)

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