Verkehrssicherheitstag für Senioren: Empfindungen eines Selbstversuchs

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Da saß ich nun, an diesem trüben Oktober-Tag in dieser Blockhüte in der Eifel. Deren Aufschrift war ebenso fälschlich wie das Thema um das es im Inneren ging. „Jugendverkehrsgarten Vulkaneifel“ war über dem Eingang zu lesen. Und bevor man ins Innere der automobilen Lehranstalt vordrang, durfte man noch über einen kleinen Kreisverkehr, ein paar Ampeln in Kinderaugen-Höhe und an ein paar in gleicher Höhe angebrachten Verkehrszeichen vorbei laufen. Das Thema, um das es allerdings heute gehen sollte, hatte mit adoleszentem Verhalten im Straßenverkehr nicht das Geringste zu tun. Die Kreisverkehrswacht Vulkaneifel und die Polizei der Kreisstadt Daun hatten zu einem gemeinsamen „Verkehrssicherheitstag für Senioren Ü 65“ eingeladen.

Und da auch die Biologie mich im Lauf der Jahre nicht davor bewahrt hat, mich irgendwann in diesem präzise formulierten demoskopischen Beuteschema wiederzufinden, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Warum nimmst Du nicht mal an so was teil? Berichtest immer nur über alles Mögliche rund um das Thema Autofahren. Glaubst, (fast) alles zu wissen und (vieles) zu können hinter dem Steuer. Aber wie sieht es aus in der grauen Theorie? Wie bringen Verkehrswacht und Polizei Damen und Herren meines Alters, die keine Verkehrsjournalisten sind, die Fallstricke der modernen individuellen Mobilität bei.

Zunächst einmal, und das fand ich schon einmal sehr lobenswert, ging es in den ersten eineinhalb Stunden um viel Theorie. Um die Wechselwirkung von Medikamenten (in diesem Alter eher angebracht als bei Jüngeren), um nachlassende Reaktionsfähigkeit, um mögliche Probleme beim Ein- und Aussteigen aus Fahrzeugen, die keine SUV-Höhe aufwiesen. Dann berichtete ein Mann aus der technischen Praxis über die neuesten Assistenzsysteme, deren Handhabung, und deren Auswirkung. Und manchmal auch über deren Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit.

Und dabei bemerkte ich dann sehr schnell, dass mir geläufige Fachbegriffe wie ABS, ESP, Spurverlassens-Warner oder Headup-Display für den normalen Autofahrer/die normale Autofahrerin oft Hilfsmittel sind, vor denen sie mehr erschrecken, als dass sie sich ihrer bedienen können. Hier war vom Referenten viel Einfühlungsvermögen angesagt, um erst einmal das Kürzel in ein verständliches Deutsch zu übertragen und dann zu erklären, wozu so etwas wie denn gedacht sei.

Immerhin waren die Teilnehmer/innen dieses Seminars nicht nur alle „Ü 65“, einige waren auch „Ü 80“ und mehr. Und sie wollten ihren Führerschein noch lange nicht abgeben. Wollten auf der Höhe der Zeit sein oder wieder dorthin geführt werden und zeigten sich aufgeschlossen und interessiert. Und das hat mir, ehrlich gesagt, doch sehr imponiert. „Wir wollen, dass Sie möglichst lange mobil bleiben. Und zwar sicher und mobil“, erklärte die leitende Oberkommissarin der Dauner Polizei den Beweggrund für diese Veranstaltung.

Dann ging es darum, sich in aktuelle Fragebögen, die den Fahrschülern mit 17 oder 18 Jahren vorgelegt werden, zu vertiefen. Um gar nicht erst lange drum herum zu reden: Ich glaube, ich hätte mich beim Ausfüllen der Bögen krachend blamiert und wäre mit Juchheirassa durch gefallen. Immerhin habe ich vor mittlerweile 45 Jahren den „Lappen“ erworben und alles, was ins rein theoretische abdriftete, hatte sich meiner Kenntnis in den darauf folgenden viereinhalb Jahrzenten entzogen. Also: Setzen, glatte fünf!

Dann zur Praxis: Neben einem Fahrlehrer nahm ich Platz, wir stürzten uns ins samstägliche Einkaufsgetümmel einer Eifeler Kreisstadt. Schön vorschriftsmäßig gurtete ich mich zuerst an, deutete den obligatorischen Schulterblick nicht nur an, sondern vollzog ihn ganz. Auf meine Bitte hin übte ich dann mit dem Fahrlehrer das, was mir – wir sind ja hier unter uns, deswegen verrate ich es auch – immer schon sehr suspekt war: Einparken am Straßenrand zwischen zwei dort stehenden Autos: Also dann fangen wir mal an: Blickkontakt zur eigenen B-Säule, dann Auto zurück laufen lassen, danach erst eineinhalb Lenkrad-Umdrehungen fest einschlagen, den Blick zur eigenen Motorhaube und schließlich final einschlagen.

Und siehe da: Es funktionierte (noch oder wieder). Wie von Geisterhand parkte ich ein, ohne weder meine eigenes noch ein anderes Fahrzeug zu beschädigen. Seminar bestanden, dachte ich bei mir und grinste innerlich. Aber irgendwie erleichtert war ich dann doch, dass es so reibungslose geklappt hatte mit dem Einparken.

Und die Sache mit dem Seminar an dem ich teilnahm, war eine wirklich gute Idee, fand ich auch danach. Auch als sogenannter Experte, der sich Tag für Tag mit dem Thema Auto und Straßenverkehr auseinander setzt. Dümmer wird man davon mit Sicherheit nicht und es bewahrt einen auch davor, sich gedanklich irgendwo auf dem hohen Ross des Autofahrens wieder zu finden.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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