Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie in den vergangenen Tagen auch noch den „Goldenen Oktober“ genossen, die letzten wärmenden Sonnenstrahlen, das bunte Herbstlaub im gleißenden Sonnenlicht aufgesogen und vielleicht ein wenig den Akku gefüllt für die weniger strahlenden Tage, die uns spätestens ab November bevor stehen? Dann heißt es dann wieder – in der Regel zumindest – graues, nieselndes, nebliges Etwas, das vom Himmel her grüßt zu erdulden. Ein Umstand, der auch uns Autofahrern das Leben auf den Straßen nicht gerade erleichtert.

Und dann dauert es auch meist nicht mehr sehr lange, bis die ersten Schneeflocken ihren Tanz auf und über dem Asphalt begonnen haben. Der Winter hat uns schneller wieder, als wir in diesen Tagen voraus zu denken wagen. Auch und vor allen Dingen in den topographischen Mittelgebirgszügen meiner Hunsrücker Heimat. Dort hatte ich in diesen Tagen ein seltenes Schauspiel vor Augen, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Im östlichen Teil des Hunsrücks, kurz bevor es hinab Richtung Rheintal geht, liegt ein ehemaliger militärisch genutzter Fliegerhorst. Dort in Pferdsfeld, so der Name, hatte ich auf der Durchfahrt zu dieser Jahreszeit im sogenannten „Indian Summer“ kaum vermutete, wuchtige Maschinen zu Gesicht bekommen. Zumindest in dieser Anzahl und dann auch im scheinbaren Arbeitseinsatz, wo es eigentlich gar nichts zu arbeiten gab.

Es handelte sich nämlich um eine ganze Schar von mächtigen Schneeräumgeräten, oder wie der Volksmund zu sagen pflegt, Schneepflügen. Was um Himmels willen hat ein Schneepflug zwischen buntem trockenem Herbstlaub zu suchen, dachte ich mir und begab mich auf die Suche nach des Rätsels Lösung. Die hatte ich alsbald nach ein paar Fragen in die Runde gefunden. Der Automobilhersteller Daimler nämlich testete auf diesem weiträumigen Areal Mercedes-Benz Arocs Sattelzug-Maschinen mit einem riesigen Pflug, der scheinbar meterhohe Schneemassen im Winter bändigen kann. Nur spielten Berge von Herbstlaub in diesem Fall den Schnee.

Das Interessante an der ganzen Geschichte kommt jedoch erst noch. Der Autohersteller nämlich nutzte diese Gelegenheit, um einen weiteren Lösungsansatz für den zukünftigen Einsatz automatisiert betriebener Nutzfahrzeuge zu demonstrieren. Oder, um es mit anderen Worten etwas verständlicher auszudrücken. Da fuhren auf gut deutsch gesagt automatisierte Schneepflüge herum. Alles zwar noch in einem relativ frühen Entwicklungsstadium. Aber zumindest schon so weit gediehen, dass man ein wenig durch das Schlupfloch der Geschichte in die Zukunft schauen konnte.

Nun ist das automatisierte Fahren ja durchaus ein Thema, das uns seit Jahren in immer detaillierterer Form beschäftigt. Unter der Prämisse vieler Facetten und Details. An automatisierte Schneepflüge aber habe ich, liebe Leserinnen und Leser, auch noch nicht einmal im Traum zu denken gewagt. Um es Ihnen ganz ehrlich zu sagen, mir wurde bei dem Gedanken, dass irgendwann in (ferner?) Zukunft ein Schneepflug auf mich zukommen oder hinter mir her fahren könnte, der sich selbst überlassen ist, schon ein wenig mulmig in der Magengrube.

Aber vielleicht bin ich ja auch nur ein wenig aus der guten alten Zeit gefallen…

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende

Ihr Jürgen C. Braun

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