Buchtipp – Tucker: Der Tiger in der guten Stube

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Erich Kästner hat ihnen ein literarisches Denkmal gesetzt – genauer: anschaulich beschrieben, warum es zwecklos ist, sie dressieren zu wollen (Der kleine Mann). Helmut Fischer (Monaco Franze) machte ihnen auf der eigenen Sitzgelegenheit mit aller Selbstverständlichkeit Platz. Und so kritisch Karl Lagerfeld sich über seine Mitmenschen äußern kann, auf Choupette lässt er nichts kommen. Choupette hat vier Pfoten und ein dichtes Fell.

Drei prominente Beispiele für die Herrschaft der Katze über den Menschen – es ist nicht etwa umgekehrt. Die Rangfolge ist lange bekannt – Abigail Tucker erzählt, wie es dazu kam. So ist der Siegeszug der Hauskatze als Gefährte des Zweibeiners in seinen Anfängen noch nicht allzu lange her. Industriell hergestellte Katzennahrung zum Beispiel gibt es erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, das Pendant für Hunde viel länger. Der Grund: Vorherrschend war lange die Meinung, Katzen könnten schon für sich selbst sorgen.

Daran lässt Tucker auch keine Zweifel. An Beispielen zeigt sie die Katze als ambitionierten Jäger, als Kämpfernatur, die sogar den Ordnungshütern so viel Respekt abnötigt, dass die sich erst mal nicht in deren (Wohnungs)Revier trauen. Aber die anderen Eigenschaften haben schließlich doch im Bewusstsein der Menschen überwogen: Träger eines – bei guter Pflege – weichen Fells, die Fähigkeit, den zweibeinigen Diener selbst zu wählen, klar erkennbare Zuneigungssignale und andere mehr. Das macht nicht nur die Katze zum Chef des Hauses und den Zweibeiner zum Personal, das führt laut Tucker sogar zu einer gewissen Dominanz in der virtuellen Welt.

Katzenfans werden nach der Lektüre dieses Buches erst recht wissen, warum sie Katzenfans sind. Vor allem aber werden sie neue Facetten am favorisierten Haustier kennenlernen. Dazu gehören kaum bekannte Rassen ebenso wie zahlreiche nützliche Eigenschaften. Zum Beispiel: Die Katze als leidenschaftlicher Jäger der Maus ist ja schon sprichwörtlich bekannt. Aber: Um die größere Nagetierversion, die Ratte, zu vertreiben, muss die Fellnase sich überhaupt nicht groß anstrengen. Allein der Geruch von Katzenurin reicht aus, dass Ratten die Flucht ergreifen – und so schnell nicht wiederkommen. Wenn überhaupt.

Abigail Tucker: Der Tiger in der guten Stube. Wie Katzen erst uns und dann die Welt eroberten. Theiss Verlag; 19,95 Euro.

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