Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Mit der Lesart von Nachrichten, und dem, was zwischen den Zeilen an Vermutungen, Bestätigungen, manchmal auch Dementis steht, ist das so eine Sache. Hohe Schule der verbalen Diplomatie nennt man so etwas im Allgemeinen, wenn viel geredet wird, ohne konkret etwas aus zu sagen. Deswegen erschließt sich mir auch der Hintergrund und die wahre Essenz der Nachricht aus dem Hause Porsche in dieser Woche, wonach der Zuffenhausener Sportwagen-Hersteller wieder an eine Rückkehr in die Formel 1 denke, zumindest (noch) nicht so ganz.

Ist das jetzt so ein bisschen Rühren der Werbetrommel vor der IAA, will man vielleicht einen anderen „Nebenkriegs-Schauplatz“ aufmachen, um ein wenig von dem leidigen Diesel-Thema um den Cayenne abzulenken? Oder steckt vielleicht doch eine konkrete Comeback-Absicht dahinter, wenn Lutz Meschke, der stellvertretende Vorstands-Vorsitzende im Laufe dieser Woche erklärt: „Die Formel 1 könnte für uns der richtige Platz sein.“ „Könnte“ bedeutet so viel wie: kann sein, muss aber nicht.

Tatsache ist, dass Porsche allein diese Entscheidung nicht treffen kann, sie muss von der Konzernspitze aus Wolfsburg abgesegnet sein. Mit Audi gibt es zudem ein weiteres „flottes Pferd im Stall“, das zu seinen erfolgreichen Zeiten in der Langstrecken-WM des Öfteren einmal mit der „Königsklasse“ in Verbindung geschrieben wurde.

In Wolfsburg residiert indes im Vorstands-Sessel mit dem Winterkorn-Nachfolger Matthias Müller der frühere Chef des Hauses Porsche. Tatsache ist zudem auch, dass Porsche-Ingenieure zuletzt in der sogenannten „Motorengruppe“ mitarbeiteten, die über das neue Antriebsreglement der Formel 1 ab dem Jahr 2012 diskutiert und womöglich Entscheidungs-Grundlagen erarbeitet.

In dieser Funktion könnte das fundamentale Wissen der Porsche-Leute um die Hybridisierung von Antriebs-Aggregaten im Motorsport dem Projekt zugutekommen. Zuffenhausen setzte dort bis zur Ankündigung des Rückzugs aus dem Langstreckensport (WEC) technische und sportliche Maßstäbe. Das angekündigte Engagement in der immer mehr an Format gewinnenden „Formel E“ ab dem Jahr 2019 könnte ein weiteres Indiz für eine Porsche-Rückkehr in eine Formel 1 mit geändertem Antriebskonzept sein.

Mit einem Werksteam würde die zum Volkswagen-Konzern gehörende Marke schon alleine aus Kostengründen sicher nicht einsteigen wollen. Aber eine Rolle als Motorenpartner, wie es derzeit etwa Honda praktiziert, wäre durchaus denkbar. Wie auch immer: Ich denke, wir gehen in dieser Frage – wörtlich genommen – „spannenden“ Zeiten entgegen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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