Buchtipp – McCann: Briefe an junge Autoren

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Zum Teufel mit der Grammatik, aber erst, wenn Sie sich damit auskennen.Zum Teufel mit den Formfragen, aber erst, wenn Sie gelernthaben, was Form ist. Zum Teufel mit dem Plot, aber sehen Sie gefälligstzu, dass irgendwann etwas passiert. Zum Teufel mit der Struktur, abererst, wenn Sie sie so gründlich durchdacht haben, dass Sie sich mit geschlossenenAugen in Ihrem Werk zurechtfinden.

Colum McCann schreibt nicht nur selbst, er unterrichtet das auch. Er lebt in New York, ist aber gebürtiger Ire. Geboren also in einem Land, das nicht nur für berühmte Erzähler seinerseits berühmt ist, sondern in dem man als Schreibender alle möglichen Berufe ergreifen kann. Also nicht, wie in anderen Ländern, die Wahl hat, berühmt zu werden oder mittellos zu bleiben.

Seine Briefe an junge Autoren sind gespickt mit klaren Empfehlungen. Die vielfach gefürchtete Schreibblockade ist für ihn mehr Ausrede denn tatsächlicher Aussetzer, die furchterregende leere bis gähnend leere Seite am Anfang des Schreibens mehr Inspiration denn Abschreckung. Und: Seine Empfehlungen haben Hand und Fuß. Am besten gefällt mir fast die, sich beim Schreiben an Unbekanntes zu trauen statt bevorzugt über das zu schreiben, was man gut kennt. Weil man dadurch als Schreibender noch viel selbst lernen kann.

Warum stellen wir hier, wo Sie üblicherweise ganz andere Titel zur Empfehlung finden, einen Ratgeber vor, der in erster Linie für Anwärter des professionellen Schreibens gedacht zu sein scheint? Weil er Nützliches, Sinnvolles und wirksame Provokationen bereit hält für alle, die sich schreibend betätigen. Und das ist in Zeiten des Bloggens und der privaten Mitteilung in sozialen Netzwerken nicht nur was für angehende Profi-Autoren.

Colum McCann: Briefe an junge Autoren. Rowohlt Verlag (rororo Taschenbuch); 12 Euro.

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