Buchtipp – Birr/Martin: Maschine (Neues Leben)

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Seine Autorenseite beim Verlag weist schon wieder Termine aus für den Herbst 2017. Moment mal – hatte Dieter Birr anlässlich der Puhdys-Auflösung 2014 etwa nicht vorgehabt, eine musikalisch bereits 1984 erfolgte Ankündigung wahr zu machen – die Rockerrente?

Offenbar nicht. Und so macht er seinem Spitznamen alle Ehre, der auch das Buch betitelt. Als Maschine hört man nicht einfach altersbedingt auf. Der Titel muss übrigens, so schreibt Birr selbst, alsbald festgestanden haben. Dabei meint der Spitzname gar nicht den musikalischen Dauerläufer oder das nimmermüde Energiebündel. Der frisst für drei, ne richtige Fressmaschine beschied ihm Bandkollege Peter Meyer vor vielen Jahren. Offenbar haben Band und Fans den wenig schmeichelhaft klingenden Kommentar wie ein Kompliment uminterpretiert.Abgesehen davon sieht Dieter Birr eher aus wie einer, der überm Proben die Mahlzeiten eher vergisst als genießt…

Aber Maschine heißt er dann doch zu Recht. Denn Dieter Birr kann mit Fug und Recht als musikalischer Motor gesehen werden. Geh zu ihr, Wenn ein Mensch lebt, Alt wie ein Baum … die Liste der Titel, die mit ihm zu Evergreens geworden sind, ließe sich problemlos verlängern. Da verwundert es nicht, dass er solo doch weitermacht.

Das liegt aber nicht am Dauerläufer. Der Grund, dass Maschine eben gleichsam auf RESET geschaltet wurde, heißt Borreliose. Unverblümt und völlig unsentimental schreibt er auf, wie das kam, er überhaupt merkte, dass etwas nicht stimmt – und der bis dato erfolgreich praktizierte Vorsatz, einfach nicht krank zu werden, mal eben schlichtweg nicht mehr galt.

Millionen verkaufter Tonträger als Band, ein ECHO fürs Gesamtwerk, volle Hallen, zeitweilige Auftrittsverbote in den Anfangsjahren … also alles, was eine Erfolgsgeschichte ausmacht, solange wir von Rock'n'Roll reden. Trotzdem hat Maschine, inzwischen fast 73, null Allüren. In puncto Skandale, mit denen Birrs Vorbilder, die Rolling Stones, nicht gegeizt haben, hat die Fressmaschine lebenslang eine Nulldiät absolviert. Sogar die geliebten Zigaretten hat er nach der Borreliose gegen Sport getauscht und wirkt doch nicht wie einer dieser vom-Sünder-zum-Gesundapostel-Prediger. Stattdessen erfährt man eine Menge darüber, dass eine musikalische Karriere eine arg bodenständige Sache sein kann. Nur eines mag man ihm nicht recht glauben – das Bekenntnis, von Natur aus eher faul zu sein. Dann wär er doch längst in der Rockerrente…
Übrigens: Unbedingt auch das Vorwort von Co-Autor Wolfgang Martin lesen. Mindestens ein lauter Lacher ist Ihnen sicher.

Dieter Birr/Wolfgang Martin: Maschine. Verlag Neues Leben; 19,99 Euro.

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