Liebe Leserin!
Lieber Leser!

In der Vorstands-Etage von Daimler hat man im Moment eigentlich dringlichere Sorgen, als sich um die Ausrichtung des eigenen Motorsport-Auftritts in der näheren Zukunft Gedanken zu machen. Zu heftig ist der Gegenwind, der den deutschen Autobauern im Moment aus völlig anderer Richtung entgegen bläst.

Dennoch hat die Mitteilung zu Wochenbeginn, Mercedes habe eine „strategische Neuausrichtung seines Motorsport-Engagements“ vorgenommen und werde mit Ende der Saison nach 26 Jahren die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft (DTM) verlassen, für einigen Wirbel gesorgt. Wobei die sich daran anschließende Erklärung des Autobauers von nicht minder schwerer Aussagekraft und Bedeutung ist. Nicht nur für Mercedes-Benz, sondern dafür, wo der Motorsport im Allgemeinen hin tendiert. Genauso wie Audi, werden die Schwaben – und übrigens auch BMW – sich statt in der weltweit höchsten Tourenwagenserie in der rein elektrischen „Formel E“ engagieren. Der Eintrittstermin stehe mit der Saison 2019 bereits fest.

Das, was die Marketing-Leute als Grund für den Ausstieg aus dem rasend schnellen Zirkus der drei deutschen Premium-Hersteller mit ihren Silhouetten-Fahrzeugen formulieren, liest sich dann so: Der Hersteller werde in der Formel E „die Leistungsfähigkeit unserer attraktiven batterieelektrischen Fahrzeuge der Technologiemarke EQ demonstrieren.“

Tatsache ist: Die Rennerei mit den elektrischen bunten Boliden zieht immer mehr. Beim deutschen Formel-E-Event auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof zog man mit einer professionellen Werbekampagne bereits Tausende von Neugierigen an. Das Urteil über die lautlosen Flitzer war zwar gespalten. Der Anfang aber ist gemacht, um Wettbewerbe mit der neuen Technologie auch hierzulande hoffähig zu machen.

In einer anderen hochwertigen Rennserie ist das nicht anders. In der World Endurance Championship (WEC), der Langstrecken-Weltmeisterschaft, treten die Konkurrenten in der sogenannten LMP1 bereits mit Hybrid-Triebwerken an. Diesen Motoren haften zwar nach wie vor gewisse Standhaftigkeits-Probleme an. Aufzuhalten ist der Zug der komplexen Motorentechnik jedoch auch hier nicht. Zumal Porsche am Donnerstag abend auch noch seinen Ausstieg aus Le Mans und der WEC verkündet hat.

Während die deutsche Bundeskanzlerin sich jüngst offiziell von ihrem einmal geäußerten Ziel, in Deutschland sollten im Jahr 2020 eine Millionen rein elektrische Autos zugelassen sein, verabschiedete, beschreibt der Motorsport derzeit den entgegengesetzten Weg. Vielleicht sollten wir uns sukzessive daran gewöhnen, dass die Auseinandersetzung in Fahrzeugen in mittel- und langfristiger Sicht nur noch bedingt mit Hilfe der Verbrennungstechnik ausgetragen wird.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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