Liebe Leserin, lieber Leser,

in dieser Woche habe ich im Banne der Tour de France in den Savoier Alpen nicht nur jede Menge Profi-Radsportler mit sportlichen Höchstleistungen im hochalpinen Gebirge bestaunen können, sondern auch (wieder einmal) Land und Leute vor Ort genießen dürfen. Zu dem rund vierstündigen Spektakel, angefangen von den ersten Vorausfahrzeugen der Werbe-Karawane bis zum „Besenwagen“, der traditionell den Schluss des gigantischen bunten Lindwurms bedeutet, gehört eine Vielzahl von begleitenden Helfern und Offiziellen auf zwei und vier Rädern.

Die Tour ist auch so etwas wie ein Schaufenster der Automobil-Industrie. Für viele Hersteller, nicht nur für den Hauptsponsor Škoda, ist der dreiwöchige Auftritt mit geschätzten 15 Millionen Menschen an den Straßen sowie unzählbaren Zuschauern und Usern an den Fernsehgeräten und im World Wide Web inklusive sozialer Medien eine unverzichtbare Plattform geworden. Die Tour, das größte regelmäßig wiederkehrende Sportereignis der Welt nach olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften, ufert als kommerzielle Krake immer mehr aus. Das gilt übrigens für alle Partner und Sponsoren, nicht nur für die Auto-Industrie. Jede der 40 vertretenen Marken investiert in den Auftritt bei der Tour de France zwischen 200.000 und 500.000 Euro für Werbeartikel.

Jedem der 22 Profi-Teams ist es frei gestellt, sich bei der Auswahl seiner Materialwagen freie Hand zu lassen. Im Sinne der Wahrung des Proporzes möchte ich an dieser Stelle keine einzelnen Marken oder Modellreihen aufzählen. Aber die Parade durch die französischen, belgischen, deutschen und luxemburgischen Städte und Dörfern in diesem Jahr war so etwas wie eine kleine IAA. Eine Vorschau auf das, was uns ab September in Frankfurt am Main geboten wird. Denn viele Autobauer waren bereits mit Vorserien-Produktionen neuer Modelle unterwegs, die erst im September unter dem Frankfurter Messesturm zu sehen sein werden.

Die ausgeflipptesten Fahrzeuge gehören natürlich in jedem Jahr zu der „Caravane publicitaire“, der Kolonne der Tour-Sponsoren. Die ausgefallensten riesigen Aufbauten schmücken Autos, deren Hersteller-Herkunft eigentlich nur noch erahnt werden kann. Schlüsselanhänger, Feuerzeuge, Trillerpfeifen, Klatschhände oder auch Essbares in Form von Schokolade, Käse und diversen Formen von Süßigkeiten regnen aus eigens für diesen Zweck umgebauten Kombis und Sport- oder Spacewagons auf die Tausenden von Fans am Straßenrand. Manchmal ist es schier unglaublich, was man in ein eigentlich unscheinbares Alltags-Fahrzeug alles so hinein stopfen kann.

Diese und andere Eindrücke werden mir in den nächsten elf Monaten und geschätzten ein bis zwei Wochen wieder fehlen. Bis dahin heißt es: Au revoir le Tour. A bientot!

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende

Ihr Jürgen C. Braun

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