CD-Tipp – Diverse: Herzberührt. Deutsche Poeten 3

Beitragsbild
Foto 1

Deutsche Poeten – ein Titel, der erst mal verwirrt. Man denkt an alte, staubige Bücher, an muffigen Geruch, antiquierte Sprache kommt einem in den Sinn, eine, bei der man viele Wörter erst mal auf ihre Bedeutung hin nachschlagen müsste. Vielleicht kommt einem auch Carl Spitzweg in den Sinn. Der malte unter dem Titel Der arme Poet, was auch bis heute mit dem Begriff verbunden wird – brotlose Kunst. Ina Müller hat das mal in ihrem Song Smalltalk thematisiert: Sie moderier'n, wie schön, und was machen Sie beruflich?.

Tatsächlich: Die vermeintliche brotlose Kunst wird längst von der Generation junger Sängerinnen und Sänger fortgeführt, darunter Chartstürmer ebenso wie Geheimtipps. Nur heißt es dann moderner Pop, Balladen oder Songwriting. Aber, wie auch immer man es nennt: Was die Poeten seit jeher so umtreibt, ist ja bis heute gültig: Liebe in all ihren Facetten, von den Schmetterlingen im Bauch über die von Alltagsroutine erstickten Gefühle bis zum Ende mit Schrecken, der einer Beziehung als Schrecken ohne Ende dann doch vorgezogen wird. Alles, was einem gesellschaftlich derart auffällt, dass man vernehmlich darauf hinweisen will, und daran ist derzeit nun wahrlich kein Mangel. Und, und, und.

Damit befassen sich in dieser Zusammenstellung u.a. Philipp Poisel, Andreas Bourani, Yvonne Catterfeld (feat. Bengio), Mark Foster, Gregor Meyle und Joy Denalane. Und Matthias Schweighöfer zeigt, dass er zu den Schauspielern gehört, die wirklich auch noch musikalisch eine gute Figur machen. Dass die Songpoeten nicht nur im englischsprachigen Raum, sondern auch in Deutschland längst eine Tradition haben, wird an Udo Lindenberg deutlich. Der Beitrag von Ich & Ich verdient gleichfalls eine nähere Betrachtung: Eine Hälfte des Duos, Annette Humpe, ist seit Jahrzehnten als Produzentin und Sängerin renommiert, ist in ganz verschiedenen Stilen zuhause.

Fazit: Diese Form der Poesie ist mal aktuell, mal zeitlos, je nach Lied. Übrigens: Dem Publikum Gedichte in Liedform anzubieten, war das Erfolgsrezept des kürzlich verstorbenen Leonard Cohen. Der verstand sich primär als Poet, seine Qualitäten als Sänger schätzte er eher skeptisch ein. Dennoch wollte er seine Gedichte irgendwann vertont anbieten, damit sie ein größeres Publikum erreichen. Dass das Publikum Cohen auch als Sänger völlig anders einschätzte als er sich selbst, ist hinlänglich bekannt.

Diverse: Herzberührt. Deutsche Poeten 3. (Polystar)

Scroll to Top