Sportwagen-Tradtion: Bis zu 100 Jahren – und ein wenig mehr

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Geht es um neue Sportwagen mit langer Geschichte, werden die meisten wohl an den Porsche 911 denken. Doch die Ikone aus Zuffenhausen ist bei weitem nicht der einzige Traditionalist am Markt. Auch einige andere Boliden können sich auf eine glorreiche Vergangenheit berufen. Die modernen Versionen werden dabei den historischen Vorbildern allerdings auf sehr unterschiedlicher Weise gerecht.

Aus der Gruft der eigentlich toten Sportwagenmarken hat Renault jüngst die Marke Alpine zurück ins Rampenlicht gestellt. Und hierfür wurde nicht einfach ein bestehendes Renault-Modell in einer scharf gemachten Variante hergenommen, sondern die legendäre Sportwagenmarke mit einem eigenständigen und von Grund auf neu konstruierten Modell wiederbelebt. Der neue Sportwagen darf in gleich mehrfacher Hinsicht mit Stolz den historischen Namen Alpine tragen. Bereits optisch sind die Parallelen zum Vorbild aus den 1960er-Jahren unverkennbar, obwohl der A110 zugleich eine ganz moderne Erscheinung ist. Die Front mit ihren LED-Leuchten sieht dem Ur-A110 jedenfalls ziemlich ähnlich.

Auch fahrtechnisch ist die neue Alpine ein modernes Auto und zugleich eine Verneigung vor dem historischen Vorbild. So hat Renault besonderes Augenmerk auf das Gewicht gelegt, denn der von einem kleinen Benziner angetriebene Ur-A110 wog deutlich unter 800 Kilogramm. Die neue Alpine bescheidet sich mit 1.080 Kilogramm und wird dabei von einem 184 kW/250 PS starken 1,8-Liter-Benziner in nur 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt. Natürlich ist eine solche Leichtbau-Flunder nicht billig, doch die 55.000 bis 60.000 Euro für die Start-Edition erscheinen angesichts des Gebotenen ein durchaus faires Angebot.

Ein anderer wiederbelebter Automythos ist Bristol. Bei der besonders schrulligen Traditionsmarke sind 2011 die Lichter ausgegangen. Doch dank eines neuen Investors mit neuem Geld ist der Kulthersteller seit 2017 wieder im Rennen. Bullet heißt der coole Roadster, der mit seinem feschen Retrokleidchen imponiert. Aluchassis und Karosserieteile aus Kohlefaserlaminat sorgen für eine insgesamt nur 1,1 Tonnen leichte Konstruktion. Der 275 kW/374 PS starke BMW-V8 erlaubt eine Sprintzeit von 3,8 Sekunden. Wer sich mit der Autolegende Bristol schmücken will, muss allerdings rund 300.000 Euro für einen Roadster Bullet anlegen.

Zu den traditionellsten Sportwagenlegenden mit sogar lückenfreier Historie gehört der Ford Mustang. Der Klassiker wird schon seit über 50 Jahren und in der mittlerweile sechsten Generation gebaut. Und seit einiger Zeit kann man diese auch offiziell wieder über Ford in Deutschland erwerben. Zu einem übrigens vergleichsweise günstigen Preis, denn die 233 kW/317 PS starke Ecoboost-Version (Vierzylinder!) ist ab 38.000 Euro zu haben. Wer Mustang-Kult in Kombination mit dem traditionellen V8-Motor haben will, muss 44.000 Euro investieren. Dann bietet das Wildpferd herrliches V8-Blubbern, 310 kW/421 PS und einen ebenso klassischen wie unzeitgemäßen Durst. Auch hier bleibt sich der Mustang treu.

Ebenfalls auf althergebrachte V8-Tradition setzt Chevrolet bei der Corvette, die schon seit über 60 Jahren und in bereits sieben Generationen gebaut wird. Abgesehen vom V8-Prinzip hat die Neuauflage optisch und technisch mit dem coolen Cruiser aus den 1950er-Jahren allerdings nichts mehr gemein. Mittlerweile ist die Vette ein Extrem-Keil von äußerst agiler Art mit viel moderner Technik. Die klassische 6,2-Liter-Maschine mobilisiert 335 kW/455 PS, was einen Sprint in 4,2 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h erlaubt. Obwohl die Marke Chevrolet sich vom deutschen Markt verabschiedet hat, wird hierzulande weiterhin die Corvette angeboten. Kostete der scharfe Keil zur Markteinführung im Jahr 2014 noch rund 70.000 Euro, ist mittlerweile ein Basispreis von 95.000 Euro angesagt.

Wem alle bisher genannten Sportwagen zu modern sind und zu wenig Tradition transportieren, sollte sich bei Morgan umschauen. Sieht man einmal von der Alu-Konstruktion Aero 8 ab, umweht alle Morgan-Modelle das Flair der 1930er-Jahre. Nicht ganz zufällig sieht es in den traditionellen Produktionshallen der britischen Kultmarke in Malvern Hills nicht aus wie in einer Autofabrik, sondern wie in einer Tischlerei. Sogar auf eine über 100 Jahre Historie kann der Threewheeler blicken, der ursprünglich zwischen 1910 und 1952 gebaut wurde und im Jahr 2012 von Morgan wiederbelebt wurde. Wie vor 100 Jahren trägt der Neuzeit-3-Wheeler seinen V2-Motor unverhüllt vor sich her. Trotz der 60 kW/82 PS sind durchaus sportliche Fahrleistungen angesagt: Das etwas über 500 Kilogramm schwere Dreirad sprintet in sechs Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und wird maximal 185 km/h schnell. Wer dieses ungewöhnliche und besonders traditionsreiche Mobil haben will, muss rund 45.000 Euro investieren.

Mario Hommen/SP-X
Fotos: Alpine, Bristol Cars, Ford, Morgan/SP-X

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