Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Sie kennen das große Schild mit der überdimensionalen ausgetreckten Handinnenfläche und der unmissverständlichen „Aufforderung“: „Stop, Falsch“ sicherlich. Wenngleich auch hoffentlich nicht so sehr aus der Nähe, dass es Sie vor einer möglicherweise folgenschweren Fehlentscheidung am Steuer Ihres Fahrzeugs bewahrt hätte. Denn das Plakat an der (falschen) Auffahrt zu einer der vielen bundesdeutschen Autobahnen steht nicht umsonst so unübersehbar dort, wo man eigentlich am liebsten gar keine Hinweistafel aufstellen wollte und sollte. Doch die Realität lehrt uns leider das befolgen einer dringenden Notwendigkeit.

Das nämlich ist das Ergebnis einer Mitteilung, die der ADAC in den vergangenen Tagen in die Redaktionsstuben schickte. Der Klub zählte demnach im vergangenen Jahr etwa 2.200 entsprechende Warnmeldungen über einen „Geisterfahrer“ im Verkehrsfunk. Das waren im Übrigen genauso viele wie 2015. Bei diesen Unfällen, kamen laut der amtlichen Unfallstatistik belegt im Jahr 2016 auf Autobahnen und auf autobahnähnlich ausgebauten Strecken zwölf Menschen ums Leben. Als Vergleich: Im vergangenen Jahr starben bei Unfällen im Straßenverkehr 3.214 Menschen, davon 393 auf Autobahnen.

Das Schlimme an diesem statistischen Zahlensalat ist jedoch: Hinter jeder einzelnen Zahl, hinter jeder Ziffer, steckt ein dramatisches Ereignis. Steckt eine schwere Verletzung oder womöglich sogar ein Todesfall, der eine ganze Familie aus der Bahn geworfen hat. Schicksale, Ereignisse, die uns brutal vor Augen führen, dass innerhalb von Millisekunden der Unachtsamkeit nichts mehr so sein wird, wie es immer gewesen ist.

Die eingangs erwähnte Pressemitteilung des ADAC seziert die Bilanz des Schreckens noch weitaus tiefer. Sie gliedert in Sonn- und Werktage, in Sommer und Wintermonate, in Ferienzeiten und in sogenannte Arbeitstage. Aber all dieses statistische „Krümel suchen“ endet letztendlich mit der Feststellung: Das meiste an Unfällen mit schwer wiegenden Folgen hätte vermieden werden können, wenn es nicht jenen folgenschweren Augenblick des abgelenkt seins gegeben hätte: Eine kurze Träumerei, ein Blick womöglich auf das bereitliegende Smartphone, oder auch die Müdigkeit nach einer bereits stundenlangen Autofahrt: der Gründe können viele sein.

Deswegen sollten wir alle, die wir tagtäglich mit dem Automobil verbunden und unterwegs sind, uns dessen bewusst sein: Wir sind nicht unfehlbar in unserem Tun und Handeln am Steuer: Es sind nicht immer die Anderen, die Fehler machen. Auch der Geisterfahrer, der irgendwie auf das falsche Stück Autobahn geriet, hätte wahrscheinlich nie angenommen, dass ausgerechnet ihm so etwas passieren könnte. Ich? Beileibe nicht, mir doch nicht. Ich passe doch auf!

Unterschätzen sollten wir alle unsere persönlichen Unzulänglichkeiten nicht.

Gerade nicht am Steuer eines Automobils.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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