Automobilbau: Kunststoffe aus Pflanzenrohstoffen

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Da die meisten Kunststoffe wie Polyester, Polyamide und Polyurethane überwiegend bei Crackprozessen auf Erdöl- und Kohlebasis gewonnen werden, geht dies natürlich auch arg zulasten der fossilen Grundmaterialien. Was weg ist, ist weg, so ein Entwickler aus der Chemiebranche. Will heißen: was einmal verbraucht ist, wächst nicht mehr nach. Um diesen verhängnisvollen Trend zu stoppen oder auch nur zu mindern, haben Forscher und Wissenschaftler sich zunehmend der Pflanzenwelt zugewandt. Wobei die Suche nach alternativen Basisstoffen bereits bei Henry Ford begann.

Er schaute sich in der Natur um, vor allem in der Flora, um neue Werkstofflieferanten aufzutun. Heute heißt dieses Gebiet Bio-Ökonomie und es wird bereits eifrig genutzt. Schon Mitte der 90er Jahre setzte Mercedes-Benz auf Fasermatten aus Flachs und Sisal, um die Türverkleidungen der E-Klasse damit auszustatten. Diesen Rohstoffen werden Bindemittel beigegeben, dann werden sie mit Hitze und hohem Druck in die Form gebracht, die benötigt wird. Heute ist die Nutzung von natürlichen Rohstoffen gegenüber tradierten Kunststoffen stark gestiegen, die Palette der nutzbaren Basis-Rohstoffe hat sich erweitert und vergrößert somit das Angebotsspektrum für die moderne Automobilwelt. Und damit geht eine Reduzierung der eingesetzten Plaste auf Öl- und Kohlebasis einher. Denn diese Grundstoffe sind endlich. Im Golf finden sich deutlich über 100 Bauteile, die nachwachsende Rohstoffe enthalten, zum Beispiel in Seitenverkleidungen, Dachhimmel oder Bodenbelag, so Peter Weisheit, Sprecher bei VW. Es wurden auch weitere nützliche Rohstoffe gefunden: Hanf, Baumwolle und Kenaf (lat.: hibiscus cannabinus, eine tropische oder subtropische Pflanze aus der Familie der Malven, essbar und ölreich, laut Wikipedia). Neuerdings gesellen sich die Fasern der Agavenpflanze hinzu, die aus den Bioabfällen bei der Tequila-Destillation anfallen. Erste Bilanz: Bauteile aus Naturfasern sind nicht nur CO2-neutral, sondern wiegen auch 20-50 Prozent weniger als herkömmliche Kunststoffteile. Ecopaxx ist der neue pflanzliche Kunststoff, der vom niederländischen Chemie-Unternehmen DSM in größeren Mengen hergestellt wird: hier werden bereits 70 Prozent aus pflanzlichen Rohstoffen, den Samen der Rizinuspflanze, gewonnen.

Bei VW wird ein anderes, hoch belastetes Verbindungsbauteil am Kurbelwellengehäuse ebenfalls auf überwiegend natürlicher Basis eingesetzt. Auch bei Mercedes Benz geht die Nutzung natürlicher Rohstoffe weiter: in der neuen A-Klasse werden einige 4-Zylinder-Diesel-Modelle mit entsprechend gefertigten Motorabdeckungen versehen, die stabil, nicht verformbar und hitzefest sein müssen. Toyotas Technik-Sprecher Dirk Breuer nimmt ebenfalls das Thema auf: Wir gehen davon aus, dass in Zukunft mindestens ein Fünftel des weltweiten Plastikbedarfs durch Bio-Materialien gedeckt werden könnte…

Gute Aussichten also, natürliche Rohstoffe mehr und mehr einzusetzen und dabei fossile Ressourcen zu schonen.

Text: Frank Nüssel
Bilder: VW
Quelle: Automobil Produktion/Christof Vieweg

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