Heidi Hetzer: Merry Christmas aus Südafrika

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Auch wenn Heidi Hetzer den Gedanken an Weihnachten weit von sich gewiesen hat: irgendwie hatte sie dann doch Sehnsucht nach all den wunderbaren Weihnachtsfesten, die sie im Kreise ihrer Familie gefeiert hatte.

Und jetzt ist sie an diesem hochheiligen Fest alleine in der heißen Sonne von Kapstadt. Allein – aber nicht einsam. Ein bisschen seltsam ist es schon für uns Europäer: T-Shirt mit kurzen Ärmeln und eine rot-weiße Santa-Claus-Mütze auf dem Kopf zu haben. Wenigstens hat sie Hudo ein klitzekleines Weihnachtsbäumchen an den Rückspiegel gehangen.Anfang Dezember war Heidi Hetzer noch in Zimbabwe. Aber sie hatte sich einen Abstecher zu den Viktoria-Wasserfällen gegönnt. Und wie immer gilt für sie: der Weg ist das Ziel. Dieser afrikanische Weg bietet so viel zu sehen und zu staunen. Vor allem die Tierwelt hat es Heidi Hetzer angetan. So viele Tiere, die Otto Normalbürger nur vom Zoo und hinter Zäunen kennt.

Und dann die Hitze! Im Dezember! Es schien Hudo aber nichts auszumachen. Im Gegenteil. Er schnurrt, braucht kaum Öl oder Wasser. Überhaupt: Der Motor aus Australien ist ein Gedicht.Ein paar Tage später war Heidi Hetzer wieder in Südafrika in Richtung Swasiland unterwegs. Ach ja, da war ja auch noch ein Feiertag daheim: Der Nikolaustag. Solche Daten waren natürlich eingebrannt. Nur dass sie in diesem Jahr im Krüger Nationalpark unterwegs war. Nix mit Stiefel vor die Türe stellen und den Kids daheim Süßigkeiten rein packen…Hier war es heiß: 44 Grad Celsius und Frontscheibe aufstellen war die einzige Klimaanlage, die Hudo ihr bieten konnte. So fuhr sie schwitzend durch die Lande. Fotografieren konnte sie eine Zeitlang nicht, denn ihr Tablet hatte einen Sprung auf dem Bildschirm abgekriegt. Sie musste häufig anhalten, denn immer wieder wurde sie von Polizisten kontrolliert. Also nicht direkt kontrolliert. Es waren wohl mehr deren Fragen nach irgendwelchen Utensilien wie Luftpumpe, die Heidi Hetzer doch bestimmt an Bord hatte.

Am 11. Dezember hatte sie Mbabane erreicht, die Hauptstadt von Swasiland. Kaum hatte sie die Nationalflagge gewechselt war sie schon am Rande der Stadt und mitten im Gelände. Im Morast, denn es hatte heftig geregnet. Hudo hatte sich festgefahren, und Heidi Hetzer war alleine in dieser misslichen Lage. Da hatte es ihr Vorbild Clärenore Stinnes wohl leichter, immerhin wurde sie von einem zweiten Fahrzeug mit kräftigen Männern und vor allem Ersatzteilen für ihren „Adler“ begleitet.Was wissen wir eigentlich über Swasiland? So gut wie nichts: Swasiland ist eine Monarchie, deren Hauptstadt Mbabane 95.000 Einwohner auf etwas mehr als 17.000 Quadratkilometern beherbergt. Wir kennen Heidi Hetzer als selbstbewusste Frau mit starkem Tatendrang und überhaupt keiner Angst vor großen Namen. So wundert es auch niemanden, dass sie natürlich den König besuchen wollte. Aber leider blieb das Tor zu. An den Bodyguards kam sie nicht vorbei. Naja, dann eben nicht.

Für Hudo gab es auch wieder eine kleine Abwechslung in einer Werkstatt dieses zweitkleinsten afrikanischen Staates (von 54): Er war nun gut vier Wochen brav gelaufen, da darf auch schon mal ein Radlager ölen. Heidi Hetzer ließ auch gleich die Scheibe des Tablets erneuern und konnte jetzt wieder viele Fotos machen.Wohlweislich hatte Heidi Hetzer vor dem Start zu ihrer Weltreise keinerlei Verträge mit irgendwelchen Hotelketten gemacht. Sie übernachtete dort, wo sie gerade Lust hatte. Oft ließ sie sich auch von klangvollen Namen anlocken. Wie zum Beispiel hier: Lodge Mandalei. Das gefiel ihr. Immer und immer wieder erlebte sie bemerkenswerte Episoden. Wie hier zum Beispiel: Amüsiert beobachtete sie beim Essen eine Frau in einer Burka, wie diese den Vorhang lüftete, um die Gabel in den Mund zu bekommen.

Am 15. Dezember sagte Sie „bye bye Swasiland“ und fuhr gen Osten, nach St. Lucia am Indischen Ozean. Langweilige Strecke: schnurgerade geradeaus. Aber als sie das Meer roch, war sie wieder putzmunter. Und machte erneut die Erfahrung, dass die Welt ein Dorf ist. Denn hier in St. Lucia traf sie Patrick, den sie schon in Argentinien getroffen hatte, als sie noch mit Lilli unterwegs war.St. Lucia war ein Ort, an dem sie ein paar Tage bleiben wollte. Hier gefiel es ihr. Es gab einen richtigen Tante-Emma-Laden, also ein Geschäft, in dem es alles gab: Zu Essen, zu Trinken, Klamotten. Sogar einen neuen Außenspiegel für Hudo hat sie hier gefunden. Und obendrein bot man ihr ein Zimmer über dem Laden an. In dieser Nacht hatte sie die Scheiben von Hudo offen gelassen. Das hätte sie besser nicht getan, denn nachts hat es sich eine Affenfamilie in ihrem Auto gemütlich gemacht. Alles inspiziert und alles Essbare vertilgt. Nur Schalen und Kerne zurückgelassen.

Schönes St. Lucia – schreckliche Stadt! Das mit den Affen war ja noch irgendwie „lustig“, aber in einer anderen Nacht wurde Hudo von Dieben leergeräumt. Alles war weg: Zwei Reisetaschen (die sie später am Straßenrand wiederfand), alle Papiere inklusive Carnet de Passage, eine Tasche mit Kleidung, die weiße Auto-Handtasche, alle elektronischen Charger, Filmkamera, Satelliten-Telefon, sogar die Auto-Batterie haben die Einbrecher mitgehen lassen. Doch Heidi Hetzer fand nach einer Weile ihre Fassung wieder: „Auf geht’s. Das Leben geht weiter.“So fuhr Heidi Hetzer dann weiter nach Süden, immer die Küstenstraße entlang. Sie jubelte: Endlich hatte sie wieder Kurven zu fahren. Da weiß man doch, wozu das Lenkrad da ist!

Der 19. Dezember war für uns alle – vor allem für die Berliner – ein Tag der Tragödie: Ein Lkw raste in einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. Auch wenn Heidi Hetzer in Südafrika ins Landesinnere unterwegs war, so ist sie doch ständig mit der Außenwelt verbunden und wusste also, was passiert war.

Dieser Tag fing für Heidi Hetzer ganz normal an. Sie fuhr ins Landesinnere Richtung Lesotho, weil es so auf ihrer Agenda stand. Aber auf dem Weg dorthin kamen ihr Zweifel: „Wieso muss ich eigentlich nach Lesotho? Nur, um noch ein weiteres Land bereist zu haben? Nein, das muss ich nicht haben.“ Dann lenkte sie Hudo wieder langsam Richtung Süden. Am Abend erfuhr sie dann von der Katastrophe.

Einen Abstecher ins Landesinnere macht sie aber doch noch: Über die R61 nach Umtata, dem Geburtsort von Nelson Mandela. Eigentlich hatte sie erwartet, hier überall großangelegte Huldigungen an diesen einzigartigen Menschen zu finden. Aber es hielt sich alles in einem sehr bescheidenen Rahmen.

Weihnachten verbrachte sie in Brenton on Sea. Wie immer privat, denn von Mitte Dezember bis zum 5. Januar sind Ferien in Südafrika, und alle Hotels ausgebucht. Es war sehr ruhig im Haus dieses Rentner-Ehepaares. Heidi hing ihren Gedanken nach: Das war schon der dritte Heilige Abend, den sie ohne ihre Familie verbrachte. 2014 war sie in Vientiane/Laos und 2015 in Lima/Peru.

Trotzdem hat sie ihre Familie und Enkelkinder immer vor Augen: Hudo’s Armaturenbrett ist vollgepflastert mit Fotos. Sie könnte schreien vor Begeisterung: links die Berge, rechts der Ozean und vor sich die Bilder ihrer Liebsten daheim.

Gestern noch ließ sie sich auf den Klippen des Meeres unweit von Kapstadt wieder einmal fotografieren: „Verdammt, was geht es mir gut! Ich könnte die ganze Welt umarmen.“ Sprach’s und freute sich auf das Silvester-Feuerwerk am südafrikanischen Himmel.

Den nächsten Bericht lesen Sie am 31. Januar 2017.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

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