Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Die am häufigsten gestellte Frage, die uns alljährlich in diesen Tagen gestellt wird, dürfte in etwa so lauten: „Wie viele Geschenke hast Du denn schon eingekauft?“. Denn, keine Frage, praktizierte Aufmerksamkeit und gelebte Konsum-Nähe an Jenen, die uns nahestehen, muss generalstabsmäßig organisiert werden. Sie sollte sich nicht von hinderlichen Emotionen leiten lassen, damit das Ganze nicht ins chaotische Treiben des Festes der Nächstenliebe abrutscht. So denken wir (fast) alle und so denken vor allem die Betreiber der Konsumtempel, die ihre Klientel bis Ende kommender Woche wieder von dem Glanz ihrer prall gefüllten Warentische überzeugen möchten. Dazu bedarf es durchaus auch einiger Phantasie und unterstützender Angebote für den kauflustigen Vorweihnachts-Genießer.

Auf welche Ideen findige Geschäftemacher da kommen können, habe ich in diesen Tagen auf dem riesigen Parkgelände eines Waren-Kolosses am Rande einer deutschen Großstadt erlebt. Dort, wo sich die Blechlawinen der Beschenk-Armada türmten, stand unübersehbar ein großes, mit einer Santa-Claus-Comicfigur versehenes Hinweisschild, das den eigenen Sinn und Zweck propagierte: „Late X-mas Shopping valet parking.“

Also so eine Art betreutes Parken für solche, die sich auf die Schnelle zu ungünstiger, später Zeit noch einmal dem fiktiven Rausch des Geldausgebens aussetzen wollen. Oder es müssen. Ob vom ausgelagerten Parkgelände aus eventuell noch Transfer-Fahrten via Xpress-Car bis zur Eingangstür angeboten wurden, war dem Schild übrigens nicht zu entnehmen. Clevere Anbieter von allerlei Versicherungen und Dienstleistungen rund um das Automobil hatten sich jedoch schon auffällig unauffällig in der Nähe des Valet parking positioniert.

Spätestens bei diesem Komplett-Angebot an fürsorglicher vorweihnachtlicher Nächstenliebe empfand ich, liebe Leserinnen und Leser, jene tiefgreifende besinnliche Stimmung, die das Fest nun doch einmal ausmacht. Was wäre das alljährliche Gedenken und die damit verbundenen Gedanken an die Geburt Jesu doch ohne Valet parking vor den Schlössern des Konsumterrors: Nur da erschließt sich mir der weihnachtliche Sinn doch in seiner ganzen Fülle. Denn um was geht es schließlich in erster Linie gegen Ende des zwölften Monats im Kalender? Richtig, um organisiertes „Late X-mas shopping.“ O, Du fröhliche Einkaufsschlacht!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein weitgehend X-mas-Shopping-unverseuchtes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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