Berlin: Wunderwerke der Technik und der Eleganz

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Auf dem Berliner Prachtboulevard Unter den Linden herrscht (fast) immer buntes Treiben. Einheimische und Besucher aus aller Welt planieren auf ihm, parlieren und schauen nach großen und kleinen Attraktionen. Sie werden immer fündig, wenn sie beispielsweise an der Nummer 14 verharren. Die dortige Mercedes-Benz Gallery Berlin ist immer für eine Überraschung gut.

So auch heuer mit zwei Oldtimern der Sonderklasse, den Mercedes 6/25/40 PS und dem 24/100/140 PS: Besucher kommen aus dem Staunen nicht heraus, einige lassen sich zu Standing Ovations hinreißen und andere geraten in automobile Ekstase, wenn sie den von Paul Daimler konstruierten Mercedes 6/25/40 PS bewundern. Mit diesem spektakulären Fahrzeug begann bei der Daimler Motorengesellschaft (DMG) die Kompressor-Ära. Präsentiert wurde der Wagen mit knapp 1,6 Liter-Vierzylinder bei der Berliner Automobilausstellung 1921. Der mit zwei Königswellen gesteuerten obenliegenden Nockenwellen und V-förmig im Zylinderkopf hängenden Ventilen aufwendig gebaute Mercedes erregte Aufsehen. Er war jedoch erst ab 1923 serienreif.

Die Bezeichnung 6/25/40 PS setzt sich aus dem – hubraumabhängigen – Steuer (6 PS), der tatsächlichen Motorleistung (25 PS) und der Leistung mit Kompressor-Einsatz (40 PS) zusammen. Um den Motor nicht zu überlasten, durfte der Kompressor nicht länger als eine Minute ununterbrochen zugeschaltet werden, aber zum raschen Überholen anderer Fahrzeuge langte das allemal. Auf große Stückzahlen (250) brachte es der mit 16.000 RM sehr teure und überaus sportliche Wagen nicht; er war ohnehin vielmehr als Grundlage für Sporteinsätze vorgesehen. So starteten die kleinen Kompressor-Mercedes 1922 bei der Targo Florio – der Beginn der einmaligen Karriere von Rudolf Carraciola als Mercedes-Rennfahrer. Der Sportler avancierte zum erfolgreichsten Automobilrennfahrer Europas vor dem Zweiten Weltkrieg. Am 6. Mai 2008 wurde Carraciola in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen.

Der Motor dieses besonderen Oldtimers ist ein wassergekühlter Reihen-Vierzylinder, mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Der Antrieb erfolgt über eine Königswelle, die Einzelzylinder sind mit aufgeschweißten Stahlblechen ummantelt. Der Hubraum beträgt 1.568 ccm, die Leistung ist mit 18 kW (25 PS) bei 2.800 /min, mit Einsatz des Kompressors mit 29 kW (40 PS) bei 3.200 /min angeben. Die Länge misst 4.050, die Breite und Höhe jeweils 1.550 mm. Das Leergewicht liegt bei exakt 1.120 kg. Das Fahrzeug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Mit dem Hubraum von um die 1,6 Liter war die exklusive Nobelkarosse das kleinste bis dahin gebaute Mercedes-Automobil.Im Oktober 1928 wurde auch die Karosserieauswahl der Typen 400 und 630 modifiziert. Der 5-sitzige Tourenwagen und die Coupe-Reise-Limousine entfielen ebenso wie der abnehmbare Pullmann-Aufsatz. Dafür ergänzten ein 4/5 sitziges und ein 6/7 sitziges Pullmann-Cabriolet das Programm. Die Pullmann-Limousine präsentierte sich in stilistisch modernisierter Form. Die ursprüngliche Version „mit breiten Türsäulen und in eleganter Ausführung“ wurde im Preis um 2.750 RM gesenkt. Dagegen wurde die neue Variante „mit schmalen Türsäulen in besonders eleganter Ausführung“ zum alten Preis von 27.750 RM offeriert.Seit mehr als 100 Jahren besteht die Mercedes-Benz Niederlassung Berlin: Am 1. Januar 1909 bezog die „Daimler-Motorengesellschaft AG Niederlassung Berlin“ ihre erste Dependance Unter den Linden. Nun ist Mercedes-Benz an diesen Ort zurückgekehrt. Nur wenige Meter von der Stelle entfernt macht die im Oktober 2009 neueröffnete Mercedes-Benz Gallery Berlin auf über 1.500 Quadratmetern den Mythos Mercedes-Benz in all seinen Facetten spürbar und erlebbar. Und das mit einem ästhetisch anspruchsvollen Raum- und Gestaltungskonzept, der Einbindung innovativer Medientechnik und einem exklusiven Ambiente.

Die Schmuckstücke, der Mercedes 6/25/40 PS und 24/100/140 PS sind noch bis zum 9. Januar 2017 zu bewundern.

Text und Fotos: Erwin Halentz

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