„R-K-A“: Rallye-Romantik pur und elfter Sieg für Berlandy

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Der Favorit wurde seiner Rolle auch in diesem Jahr gerecht: Mit dem letztendlich souveränen Sieg des Strombergers Georg Berlandy und seiner Co-Pilotin Ulrike Schmitt im Opel Kadett C GTE endete am Samstagabend nach insgesamt 13 Prüfungen über 146 Kilometer an zwei Tagen eine der anspruchsvollsten, aber auch von allen Teilnehmern und Zuschauern immer wieder herbei gesehnten Rallye-Veranstaltungen auf deutschem Boden. Die Rallye Köln – Ahrweiler, kurz nur „R-K-A“ genannt, ist die einzige Veranstaltung ihrer Art mit Young- und Oldtimern, die auf abgesperrten Wertungsprüfungen „auf Zeit“ fahren und damit dem Wettbewerbscharakter gerecht werden. Berlandy, der Deutsche Rallyemeister des Jahres 2013, lag bei wie immer schwierigen Witterungsbedingungen Mitte November am Ende um 1:23,03 Minuten vor dem Duo Michael Küke (Essen) und Co Joachim Carl (Oberhausen) im Porsche 911 RS.

87 Teams hatten am Freitagabend im malerischen Rotwein-Städtchen Mayschoss an der Ahr die 39. Auflage der ADAC Rallye Köln Ahrweiler unter ihre Reifen genommen. Sie erfreuten die vielen Fans, die es sich nicht nehmen ließen, trotz Kälte und ständigen Nieselregens am Freitag die Straßen im Ahrtal zu säumen. Am Samstag ging es dann in die Eifel-Region rund um den Nürburgring, wo es zwar bitterkalt, aber meist auch trocken war. Ab und zu kam sogar die Sonne etwas raus. In dem kleinen Rennsport-verrückten Örtchen Meuspath tummelten sich um die Mittagszeit Scharen und sahen den Fahrern und ihren Crews beim Service zu oder kamen auch zu einem Plausch mit den Teams zusammen.

Der Sieg des zehnfachen „R-K-A“-Champions auf verschiedenen Fahrzeugen hatte sich bereits am Freitagabend angedeutet. Bei Nebel mit nur einer Sichtweite von rund 15 Matern war Berlandy mit dem Opel Kadett C schnellster auf den beiden ersten Prüfungen gewesen. „Ich habe ja schon viel erlebt, aber so eine Nebelwand wie heute Abend noch nicht“, lautete der Kommentar des zehnfachen Siegers an Ahr und rund um den Nürburgring.

Am Samstag sollten sich die Witterungsverhältnisse zumindest etwas bessern. Es blieb weitestgehend trocken, aber zweitweise auch „saukalt.“ Dennoch ließen es sich, wie seit vielen Jahren schon, ein paar Tausend „Rallye-Süchtige“ nicht nehmen, den November-Tag noch einmal zu nutzen, um eine Prise Rallyeduft ein zu atmen, bevor die Boliden dann endgültig winterfest gemacht wurden.Berlandy, in den Jahren zuvor mit diversen Opel Ascona-Modellen unterwegs, absolvierte die Wertungsprüfungen des Samstags rund um die Nürburg, darunter neben der Nordschleife auch die nur selten befahrene Südschleife inklusive des Industriegebietes in Müllenbach, im Stile eines Routiniers: Kontrolliert schnell, ohne unnötiges Risiko eingehend, aber dennoch stets mit genügend großem „Sicherheitsabstand“ zur nachdrängenden Konkurrenz.Berlandy freute sich über den elften „R-K-A“-Erfolg genauso wie über jeden anderen zuvor. Denn jeder Triumph unter diesen Umständen ist nicht selbstverständlich: „Ich war mir nicht ganz sicher, ob der Gruppe 4 Kadett hält, aber es hat alles gepasst, einfach unglaublich. Auch wenn es der elfte Sieg war, habe ich gestern Abend bei den nebligen Verhältnissen erlebt, dass die Köln-Ahrweiler immer für eine Überraschung gut ist“, meinte er bei der Siegerehrung in Mayschoss.

1:26:15,7 Stunden benötigte der Rekordsieger für die 13 Wertungsprüfungen. Wie schon im Vorjahr war er gemeinsam mit Ulrike Schmitt (Gutenberg) auf dem heißen Sitz unterwegs. Während der Kadett die beiden Rallyetage wie am Schnürchen abspulte, klagten die Verfolger im Porsche: „Ab der vorletzten Prüfung hatten wir Getriebeprobleme, die letzte sind wir dann nur noch im vierten Gang gefahren!“ Mit etwas Rückstand vom Freitagabend nahm auch Anton Werner (Landshut) im Audi Quattro mit Beifahrerin Gabi Fischer (Heilinghausen) den Rallyesamstag in Angriff. Regen wäre für den Bayer im Allrad-Audi sicher das bessere Wetter gewesen, aber auch so konnte er die eine oder andere Sekunde gut machen und wurde mit 24 Sekunden Rückstand auf Küke noch Dritter.

Auch in den diversen Cup-Wertungen fielen am Wochenende die Entscheidungen: So feierte das Team Markus Schulz (Lohmar) und Stefanie Fritzensmeier (Bielefeld) seinen ersten Triumph bei der „Köln – Ahrweiler“. Nach dem Ausfall von Bertram Altena, der die Gold-Cup-Führung vor dem Start noch angeführt hatte, aber mit technischen Problemen am Opel Manta i 200 aufgeben musste, durften sich die beiden über den Sieg in der Gold-Cup-Wertung freuen. So ganz ohne „Bammel“ ging der Triumph aber nicht über die Bühne: „Wir sind die letzten drei Kilometer nach einem Plattfuß auf der Felge gefahren, umso mehr freuen wir uns über unseren Sieg.“

Der Gesamtsieg in der Youngtimer Rallye Trophy 2016 ging an Andreas Gerst aus dem pfälzischen Edenkoben im Porsche 911. Die Youngtimer Trophy – eine Kombination aus Rundstrecke und Rallye – war nach zuvor acht Erfolgen auf der Rundstrecke am Wochenende eine klare Angelegenheit für den Solinger Olaf Rost. An seiner Seite im VW Polo dieses Mal Sohn Kevin-Olaf. So kam es, dass schließlich alle Beteiligten ein zufriedenes Fazit der letzten großen Veranstaltung des Jahres ziehen konnten: Rallyeleiter Klaus von Barby von der Scuderia Augustusburg Brühl resümierte: „Trotz der äußerst anspruchsvollen Bedingungen hatten wir keine größeren Unfälle zu verzeichnen. Kompliment an alle Teams und auch an die disziplinierten Fans an der Strecke für ein tolles Motorsport-Festival zum Jahresabschluss.“

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Oliver Kleinz

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