Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Spätestens seit dem Paris Autosalon zu Beginn dieses Monats wissen wir es jetzt: Die Elektro-Mobilität ist (endlich) nicht mehr aufzuhalten: Alle großen Hersteller haben sich an der Seine mit Produkten vorgestellt, die eine Reichweite von ein paar Hundert Kilometern haben, preislich zumindest etwas akzeptabler sind und überhaupt in (fast) allen Bereichen unseres alltäglichen Lebens eingesetzt werden können. Wonach sie den Test zur Praxisreife schon so gut wie bestanden haben.

Da gilt es für den Markführer, sich seine Pfründe in Winkeln der Mobilität zu sichern, an die die globalen Autobauer offensichtlich noch nicht gedacht haben. Und da die Marketingstrategen in der Automobil-Industrie recht gewiefte Köpfe sind, hat man da auch schon eine Marktlücke aufgetan. Jetzt nämlich gibt es den ersten Tesla Model S, stilecht umgebaut für die letzte Fahrt eines zu Lebzeiten beglückten Autofahrers, als Leichenwagen. Motto: Abschied vom Planeten ohne Abgase.

Angeboten wird diese sprichwörtliche Ruhefahrt jetzt in den Niederlanden vom dortigen Spezialisten bei derartigen Fahrzeugen, einem Unternehmen namens Remetzcar. Die stellen (den Hinterbliebenen) für einen stil- und würdevollen Abschied vom Erdenleben auf Wunsch auch einen umgebauten Zwölfzylinder Ferrari zu Verfügung. Obwohl dessen Leistungspotenzial auf der Fahrt von der Aussegnungshalle zum offenen Grab nur in den seltensten Fällen komplett ausgeschöpft werden dürfte. Die Trauergemeinde, in der Regel per Pedes unterwegs, dürfte zudem selbst bei guter körperlicher Konstitution der Erben leichte Probleme haben, um mit der Hinterlassenschaft des Commendatore Enzo Ferrari einigermaßen Schritt halten zu können.

Dann also doch lieber einen geräusch- wie auch emissionslosen Abgang aus dem Erdenleben als ein letzter bollernder Gruß aus zwölf Töpfen? Stilvoll und dem traurigen Anlass angemessen? Remetzcar hat jedenfalls auf der Suche nach entsprechender Kundenklientel erste optische Eindrücke des umgebauten Tesla Model S veröffentlicht. Zugegeben, der umgebaute Kombi mit Glaskasten-Heck macht Eindruck: Wäre es kein Tesla, sondern ein Volvo, könnte man von einer Stretch-Limousine auf Basis des legendären P 1800 des schwedischen Autobauers, besser bekannt als „Schneewittchen-Sarg“, sprechen. Was ja auch irgendwie ins Bild passen würde.

Remetzcar ließ übrigens bereits Details verlauten: Das Bestattungsfahrzeug wurde demzufolge auf 5,78 Meter verlängert, was den Transport von bis zu 2,17 Meter langen Särgen erlaube. Dazu sei das Fahrzeug einmal durchgeschnitten und ein gut 80 Zentimeter langer Mittelteil eingesetzt worden. Ein Problem sei es gewesen, die den Unterboden weitgehend ausfüllende Hochvoltbatterie ein zu bauen und an anderer Stelle wieder neu ein zu setzen. Laut Remetzcar kommt ein 70-kWh-Stromspeicher zum Einsatz, der einen Radius von 350 Kilometer erlauben soll.

Preise für das stilvolle Ruhefahrzeug gibt es übrigens noch nicht. Wie auch immer: Der Passager wird es verschmerzen können.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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