Seat Ateca: Ein SUV – vor allem ein Seat

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SUV boomen nicht erst seit ein paar Tagen. Aber dass ein solches sportliches Alltagsfahrzeug Fahrzeug nicht nur beim Kunden offensichtlich offene Türen einrennt, sondern dass sogar der Hersteller vom katapultartigen Start seines neuen Familienmitglieds überrascht wird, das ist dann doch ziemlich ungewöhnlich. Was also ist es, das den neuen Seat Ateca unter Seinesgleichen (also den Kompakt-SUV) zu einem scheinbar so ganz und gar ungewöhnlichen Fahrzeug macht? Nachdem lange genug über das Seat-SUV, seinen möglichen Antrittstermin auf dem Markt, sein Aussehen und vieles andere mehr spekuliert worden war, steht jetzt fest: Es hat sich offensichtlich gelohnt bei den Entscheidungsträgern der spanischen VW-Tochter, nicht schon früher einen „Schnellschuss“ aus der Hüfte ab zu feuern, nur um „auf Teufel komm raus“ dabei zu sein.

Unsere ersten Eindrücke: Dieses Fahrzeug ist nicht nur ein SUV, es ist vor allem auch ein Seat. Und es hat das Zeug dazu, jüngere Kunden, die sich für einen Ibiza oder einen Leon – in welcher Konfiguration auch immer – interessieren, auch wegen dieses Ateca zum Seat-Händler zu locken. Jung sein aber, ist schon lange nicht mehr (nur) eine Frage des Geburtsdatums. Sondern auch eine Frage der Lebensgestaltung, der inneren Einstellung, der Perspektiven, die man sich und all Jenen, die man zu seinem Alltag zählt, gerne ermöglichen würde.

Unter diesem Aspekt vereint der neue Ateca viele Vorzüge: er ist – egal ob zwei- oder vierradgetrieben – ein Fahrzeug, das im urbanen Bereich genauso wie im moderaten Offroad-Bereich zu Hause ist. Weil es kompakt ist, mit gutem Handling ausgestattet, aber dennoch viel Platz für diverse Ansprüche bietet. Und dabei auch noch eine gute Figur abgibt. Eine mit optischem Alleinstellungsmerkmal. Nicht langweilig, sondern bedacht und behutsam „anders“ geschneidert. Keiner, der als ungehobelter, aufgemotzter spanischer Haudrauf-Torero in das Segment eindringt. Mit Konturen, die offensichtlich generationenübergreifend ansprechen und den Kern des distinguierten Wohlgefallens treffen.
Denn nur so kann man verstehen, dass Seat mit der Produktion nicht nachkommt, die Händler derzeit bei Bestellungen lange Wartezeiten in Aussicht stellen und dass vor allem die am umfangreichsten ausgestattete – und damit auch teuerste – Ausstattungsversion beim Kunden derart präferiert wird, dass es sogar dem eigenen Chef die Sprache verschlägt: „Niemals hätte ich das in dieser Größenordnung vorher so erwartet“, gab sich Bernhard Bauer, der Geschäftsführer von Seat Deutschland bei der Präsentation des Fahrzeuges ebenso überrascht wie erfreut.

Das neue Seat-SUV, das das Haus mit seinen zahlreichen Optionen, mit (wählbaren) Assistenz-Systemen für alle erdenklichen kniffligen Situationen, mit einer 360-Grad-Rundum-Kamera, als die „Demokratisierung der Technik“ bezeichnet, ist aber auch ein Produkt des Volkswagen-Konzerns. Mit allen Vor- und Nachteilen. Der Ateca, der ab 19.990 Euro zu haben ist, dessen teuerste Variante auf 27.600 Euro kommt, wird im tschechischen Werk Kvasiny produziert. Das gehört der Wolfsburger Schwester Škoda, die dort auch das SUV Yeti vom Band laufen lässt. Daher wird es kein Leichtes sein, die geplante Anpassung der Kapazität an die Erfordernisse vorzunehmen. Die Tatsache, dass offensichtlich eine breitere Käuferschicht an Ausstattungs-Details interessiert ist, die bis dato SUV’s der Premium-Anbieter vorbehalten waren, spricht auch dafür, dass praktizierte „Jugendarbeit“ gerne dort zelebriert wird, wo das Geld sitzt: Bei den älteren Jahrgängen eben.

Was hat der Ateca zur Ausübung des domestizierten Jugendwahns und der kultivierten Sportlichkeit zu bieten? Auf Benziner-Seite sind das ein 115 PS starker 1.0 Liter Dreizylinder (nur als Fronttriebler), darüber ein 1,6 Liter großer aufgeladener Vierzylinder mit 150 PS (Front- und Allradantrieb). Auf der Dieselseite stehen ein 1,6 TDI mit 115 PS (Frontantrieb), und der 2.0 TDI mit 190 PS zur Verfügung. Kombinierbar ist das je nach Motorisierung mit einer manuellen Sechsgang-Schaltung oder einer Siebengang-Automatik.
Für Seat, das seinem vorgesehenen Auftrag als sportliches Aushängeschild des Konzerns lange nicht gerecht wurde und viele Negativ-Schlagzeilen lieferte, kommt das neue SUV wie gerufen. Denn es passt in den erkennbar positiven Wandel der Marke, der sich schon bei der gelungenen Neu-Belebung der facettenreichen Leon-Familie abzeichnete. Der Leon ist inzwischen ein echter Konkurrent zum alles dominierenden Golf geworden. Ob das der Mutter nun gefällt oder nicht. Gemeinsam mit ihm, dem kleineren Ibiza und dem neuen Ateca soll die spanische Tochter wieder auf die Füße kommen.

Beste Aussichten dafür, Senorita!

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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