Buchtipp: Kunze/Schocke: Vegane Eiweißwunder

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Es war vor wenigen Tagen in meiner Hausarztpraxis. Wenn ich doch schon mal da sei (es ging um ein Malheur durch pures handwerkliches Ungeschick in Verbindung mit Gefahrenunter- und Selbstüberschätzung), könne ich doch auch gerade mal zusätzlich und vorsichtshalber ein Rundum-Blutbild erstellen lassen.

Das Ergebnis druckte mir zwei Tage später die freundliche Sprechstundenhilfe aus, den Ausdruck möge ich bitte zum umgehend vereinbarten Arzttermin mitbringen. Unter den gefühlt 500 Zahlen auf einem DIN-A-4-Blatt sprang eine fett und bedrohlich hervor. Das sind die Rostwürstchen, sprach die Sprechstundenhilfe, diesmal nicht nur freundlich, sondern auch angemessen resolut, das komme gerade in der Grillsaison häufig vor. Eiweißträger dürften es ja gerne sein, fügte sie hinzu, aber mit Bedacht. Und ließ mich ein wenig ratlos zurück. Ich konnte gerade noch fragen: Magerquark? und ihr zustimmendes Nicken erkennen, bevor die Ratlosigkeit auch noch zu Sprachlosigkeit führte. Denn Magerquark erinnert mich ohne kalorienreiche Ergänzungen bis heute an Fensterkitt, seit die ersten kulinarischen Experimente durch Verrühren mit Mineralwasser oder Magermilch sehr unbefriedigend endeten. Vorsichtig ausgedrückt.

Petra Kunze und Sarah Schocke kennen diese Ratlosigkeit beim Patienten offenbar nur zu gut – insbesondere, weil vermehrt Schlagzeilen auftauchen, in denen vor einem Zuviel an tierischem Eiweiß gewarnt wird. Und nun?

Ja, nun haben die Autorinnen die Pflanzenwelt mal systematisch auf Proteinquellen untersucht, und das Ergebnis macht Lust aufs Nachkochen. Vor allem, weil sie sich längst nicht auf Bekanntes wie Tofu berufen (der nur bei guter Zubereitung vom geschmacklosen Etwas zur Delikatesse wird) und zudem den immer häufiger artikulierten Vorbehalten gegen Soja begegnen und dabei sogar traditionell Bekanntes locker-leicht präsentieren – etwa Hülsenfrüchte. Man erfährt auch viel über die Kunst des Kombinierens, damit die Eiweißmenge stimmt, über die Personengruppen, die tatsächlich einen erhöhten Bedarf haben – und schließlich über alles Mögliche, was inzwischen nicht nur die Regale der Bioläden, sondern auch Supermärkte erobert hat, ohne dass man als Kunde gleich weiß, was damit zu tun sei. Oder fällt Ihnen ganz spontan ein, was Sie aus Seitan und Tempeh zaubern können? Nein. Ok, das liegt nicht an den zwei Produkten, sondern daran, dass sie noch nicht allzu bekannt sind. Lupinen sind vielleicht noch die bekannten Geheimtipps unter den unbekannten … das darf sich ja gerne und gut ändern, zumal's der Gesundheit dient.

Fazit: Wer beim tierischen Eiweiß, warum auch immer, Vorsicht walten lassen will, findet hier eine Menge leckerer Alternativen, ohne dass fürs Nachkochen Stunden aufzuwenden sind. Und noch eine gute Nachricht: Die eingangs erwähnten Rostwürstchen (je nach Bundesland auch als Regensburger, Thüringer … und … und … und … bekannt) muss man nicht streichen. Nur reduzieren – so als Empfehlung.

Petra Kunze/Sarah Schocke: Vegane Eiweißwunder. Goldmann Verlag; 15,50 Euro.

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