Retro rockt den Ring: Wieder mehr als 50.000 Fans beim Oldtimer Grandprix

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Ist es die Sehnsucht nach etwas Vertrautem, nach dem Begreifbarem und nach Dingen, die man in einer Zeit wahrgenommen, die im Allgemeinen als die bessere“ bezeichnet wird? Nach einer Zeit, als der Ausgang von Autorennen noch vom Können des Fahrers und weniger von der Strategie der Boxenaufsicht und der ausgewerteten Computerdaten abhing? So richtig beantworten mag diese Frage wohl niemand. Fest steht nur: Automobile, die anders, viel anders aussehen, als das, was man heutzutage an stromlinienförmigen Rennern auf Mainstream-Pisten überall in der Welt sieht, faszinieren die Menschen. So auch wieder beim Oldtimer-Grandprix des Automobilclubs von Deutschland (AvD) am vergangenen Wochenende auf dem Nürburgring. Mehr als 50.000 Zuschauer waren wieder da.Sie erfreuten sich an großen Namen der Vergangenheit (Lotus, Cooper, March, Ligier oder Penske), an den sündhaft teuren Produkten der Nobelhäuser Ferrari, Lamborghini, Maserati, Porsche, Mercedes-Benz oder Jaguar. Aber sie blieben auch stehen, machten Fotoaufnahmen, erinnerten sich an eigene Erlebnisse bei den Exponaten von Volkswagen oder Opel. Deutsche Unternehmen von Weltrang, die nicht nur ihre Motorsportgeschichte wieder auferstehen ließen, sondern auch zu einer Zeitreise durch die junge Republik einluden.

Die Menschen drängten sich durch die Fahrerlager, durch die Ausstellungszelte, saßen auf den Natur- und Steintribünen rund um die Grandprixstrecke und genossen ein einzigartiges optisches und akustisches Schauspiel. Kein Wunder, denn die 44. Auflage des AvD Oldtimer Grandprix (OGP) am Nürburgring ging bei strahlendem Sonnenschein über die Bühne.

Der ausrichtende Automobilclub von Deutschland hatte gemeinsam mit seinen Partnern aus der Industrie und mit vielen Markenclubs wieder ein einzigartiges Teilnehmerfeld mit atemberaubenden Fahrzeugen aus neun Jahrzehnten Motorsportgeschichte zusammengetragen. Zu den Rennläufen auf der Nordschleife und auf der Grandprixstrecke kamen wie schon im Vorjahr mehr als 50.000 Bewunderer des Motorsportgeschehens früherer Jahrzehnte.Der „Oldie“, wie er seit seiner Erstauflage Mitte der 1970er Jahre genannt wird, bot nicht nur über 20 Rennläufe und 32 Stunden geballte Action auf der Piste. In den beiden Fahrerlagern hatte sich ein unfassbares Klassik-Eldorado zusammen gefunden, das in seiner Art einzigartig ist. Immer am zweiten Augustwochenende vollzieht die Rennstrecke in der Eifel eine gekonnte „Rolle rückwärts“ in die Vergangenheit der Automobilgeschichte und nimmt alle Generationen mit.

Ganz besonders im Fokus standen die Rennen der historischen Formel-1-Meisterschaften mit originalen Fahrzeugen der 1980er und 1970er Jahre. In zerbrechlichen Monoposti auf Strecken ohne Auslaufzonen trugen die wilden „Haudegen“ vom Schlage eins James Hunt oder eines Emerson Fittipaldi damals ihre Rennen aus. Halbgötter hinter dem Lenkrad. Vergöttert wie Playboys (die sie oft auch waren) und Filmschauspieler. Doch nicht nur die alten F1-Boldien donnerten mit unvorstellbarem Getöse über die Piste: Viele historische Rennserien trugen auf dem „Ring“ ihre Läufe in den aktuellen Wettbewerben des historischen Motorsports aus.

Wer jedoch mehr Muße und Erbauung suchte und sich lieber an ausgestellten Exemplaren, zum Teil aus den 1930er und 1920er Jahren, ergötzen wollte, der war ebenfalls richtig. Die Klassikabteilungen der Automobilhersteller hatten das Beste vom Besten mitgebracht. Viele renommierte, aber auch längst untergegangene Marken der Autogeschichte lüfteten den Schleier des historischen Geheimnisses. Der Oldtimer-Grandprix in der Eifel war – wie mittlerweile seit 44 Jahren – ein ganz besonderer Höhepunkt im Nürburgring-Jahr.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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