CD-Tipp – Tamara Danz: Asyl im Paradies – Porträt

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43 Jahre alt ist sie geworden und sie habe die Seele von Silly mitgenommen, wie es in einem Nachruf hieß. Vor 20 Jahren ist Tamara Danz an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Dieses Porträt ist unter anderem sinnvoll, weil es etwas Entscheidendes vor Augen und Ohren führt: Mit Anna Loos als Frontfrau hat die Band ein neues Kapitel ihrer Geschichte geschrieben, ohne dass die Zeit mit Tamara Danz in Vergessenheit geraten sollte.

Schon vom Äußeren trat Tamara Danz wild und unangepasst auf, mit Lederoutfit und Löwenmähne. Gern gezogene Vergleiche mit Tina Turner werden ihr nur bedingt gerecht. Sie hatte eine eigene, unverkennbare Stimme, musste nichts und niemanden kopieren und verstand sich mit ihren Liedern auf die Kunst des Zwischen-Den-Zeilen-Mitteilens. Mont Klamott, Bataillon d'amour und So ne kleine Frau sind längst Klassiker. Maßgeblichen Anteil daran hat Textdichter Werner Karma, den man ruhigen Gewissens nicht nur als Songtexter, sondern als Dichter bezeichnen darf. Rock und Poesie vom Feinsten. Punkt.

Ausgerechnet ihre letzte CD brachten Silly dann ganz ohne Werner Karma heraus, und schon der Titelsong Asyl im Paradies zeigte ungewohnte Zeilen und Töne einer Frau, die bis dato immer eher tough aufgetreten war und sich nun auch öffentlich sehr verletzlich gab: Gib mir Asyl/hier im Paradies/hier kann mir keiner was tun … Aber auch diese CD, ganz anders als ihre Vorgänger, ist nicht mehr aus dem Silly-Oevre wegzudenken.

Zu den Songs gibt es ein Danz-Interview von 1994, persönliche Erinnerungen der Bandmitglieder und vieles mehr. Die Doppel-CD erscheint zum 20. Todestag von Tamara Danz, manche Lieder sind noch älter als 20 Jahre, und man darf sich schon beim Hören fragen, wie viel Aktualität noch in all dem steckt. Wenig ist es sicher nicht.

Tamara Danz: Asyl im Paradies. (Sony)

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