Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Nostalgie hat im Moment ziemlich Konjunktur. Ausgerechnet im Geländewagen-Bereich, wo wir alle hier doch durch viele „softgespülte“ und „weich gefärbte“ Salon-SUV von allen möglichen Herstellern überrollt werden. Ohne SUV geht heutzutage bei kaum einem Hersteller mehr was. Sogar Luxusmarken wie Maserati üben sich schon in der Kunst, Geländewagen zu bauen, die nur so aussehen, aber eigentlich keine sind.

Da tut es doch wahrlich gut, wenn noch ein paar kernige Outdoor-Exemplare der ersten Stunde wieder für Gesprächsstoff sorgen. So darf beispielsweise Jeep, das für viele Autofreunde heute noch nicht nur eine Marke, sondern sogar eine Fahrzeuggattung ist, derzeit wieder durch den Blätterwald rauschen und Sendezeiten in den TV-Anstalten für sich in Anspruch nehmen. Kein Wunder, ging doch im Kriegsjahr 1941, also vor genau 75 Jahren der Erste seiner Gattung aus der Produktion des Hauses Willy Overland MB in die Kriegswirren, um amerikanische GI’s an ihr Ziel zu bringen.

Dass aus einem solchen Fahrzeug mit einem Friedensauftrag vor einem drei Viertel Jahrhundert im Laufe seiner Entwicklung einmal ein sogenanntes Spaßmobil für freizeit-besessene Automobilisten werden würde, daran hat zu Weltkriegszeiten mit Sicherheit kein Mensch gedacht. Auch ich hatte vor einigen Tagen das Vergnügen, einen solchen Ur-Jeep einmal fahren zu dürfen. Das war in der Tat richtige harte Schweiß treibende Arbeit an einem riesigen Lenkrad ohne jegliche Servo-Unterstützung.

Mit einer manuellen Dreigang-Schaltung, deren Schaltwege im Vergleich zu heutigen Handschaltern weit ausholende und fuchtelnde Bewegungen mit der rechten Hand erforderten. Nur mit dem Unterschied, dass sich unsereins daraus für ein paar Kilometer und bestenfalls mal für ein paar Minuten einen Spaß machen durfte, während unsere Väter und Großväter damit ihr Land, ihre Familien und sich selbst schützen und vom Faschismus befreien mussten.

Jetzt macht der nächste Geländewagen-Spezialist durch eine ungewöhnliche Zeitreise von sich reden. Denn ungeachtet der Tatsache, dass Land Rover in seinem Werk in Solihull die Produktion des mächtigen „Defender“ eingestellt hat, macht „Landy“ jetzt die Rolle rückwärts und fängt quasi wieder von Neuem an. An gleicher Stelle will man auf den Spuren der eigenen Firmengeschichte sich selbst wieder neu erfinden und baut Fahrzeuge der sogenannten „Serie-1-Modelle“ aus den 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wieder nach. Oder besser gesagt, rekonstruiert sie völlig neu.

Landrover hofft, genug Enthusiasten in aller Welt zu finden, die bereit sind, für diese Einzelexemplare (zunächst ist einmal von rund 50 Nachbauten die Rede) teures Geld hinzulegen. Das sind dann so etwas wie fabrikneue Oldtimer mit einer Werksgarantie. Öfter mal was Neues eben. Im Gespräch sollen dafür runde 80.000 Euro pro Exemplar sein. Sicherlich wird es den auf alt getrimmten neuen Oldtimern an nichts mangeln. Ob sie allerdings auch mit den gleichen, Sprit fressenden Monstern unter der Haube ausgeliefert werden wie „anno dazumal“, das behalten die Engländer noch für sich.

An „spleenigen“ Sammlern wird sicher kein Mangel herrschen. Denn, wie bereits eingangs erwähnt, Nostalgie hat – auch und gerade bei den alten Geländegängern – derzeit Hochkonjunktur.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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