Heidi Hetzer: Am 29. Juli genau zwei Jahre unterwegs!

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Auf den Tag genau, am 29. Juli 2014, hat Heidi Hetzer mit ihrem Hudson Great Eight – genannt Hudo – Berlin verlassen, um mit ihm zwei Jahre lang die Welt zu umrunden. Und zwar alle fünf Kontinente. Bis heute waren es nur vier.

Der Zeitplan sah im Vorfeld auf dem Papier ganz gut aus, hat sich im Nachhinein allerdings als undurchführbar erwiesen. Was hatte diese Frau nicht alles erlebt bis Buenos Aires, wo sie jetzt ihren Jahrestag alleine verbringen wird. Denn Hudo steht dieweil einsam auf einem Containerschiff der Hamburg-Süd.

Auf ihrer Skala der Eindrücke stehen die Menschen an allererster Stelle. Heidi Hetzer hat so viele wundervolle Menschen getroffen, so viele bleibende Erinnerungen an Landschaften, aber auch persönliche Niederlagen erlebt, angefangen beim Verdacht auf Krebs über den Verlust von eineinhalb Fingern und einem Diebstahl all ihrer Habseligkeiten. Niemals hatte ihre gute Laune sie verlassen, naja, manchmal war es schon zum Verzweifeln. Aber ihren Optimismus, ihre Neugier und ihre Ziele hat sie nie aus den Augen verloren. Rundum eine bewundernswerte Frau.

Lange hat sie noch von zu Hause aus gesucht, um eine Schifffahrtgesellschaft zu finden, die sowohl sie als auch Hudo an Bord nimmt. Aber selbst mitgefahren ist sie nur ein paar Mal, denn Heidi ist ungeduldig, und Reisen – oft als einzige Frau auf einem Frachtschiff – dauerte ihr viel zu lange.

Seit dem 1. Juli war sie wieder auf der Straße, nachdem Carlos den Hudson auf Vordermann gebracht hat. An Peter und Paul hatte Chile einen Feiertag. Und wenn so ein Feiertag mitten in die Woche fällt, wird er kurzerhand verlegt auf einen Freitag oder auf einen Montag, so dass die Menschen dort auf jeden Fall ein verlängertes Wochenende haben.

Heidi Hetzer wählte nicht den direkten Weg von Chile nach Buenos Aires. Dann hätte sie ja wieder über Mendoza fahren müssen. Nein danke, die Erinnerungen daran waren zu schmerzlich. Also fuhr sie noch eine Weile südlich durch Chile und bog dann rechts ab Richtung Argentinien.

Am 5. Juli gelangten die beiden – Heidi und Hudo – auf argentinischen Boden. Das Erste was sie tat – wie immer, wenn sie in ein anderes Land kam – die Länderflagge an ihrem Hudo austauschen.

Bariloche war das erste Ziel. Das berühmte Bariloche in Patagonien. Hier steht das weltbekannte Hotel Llao Llao. Klar, dass sie hier auch mal reinschauen wollte.

Dann ging es weiter Richtung Bahia Blanca. Nein, technische Probleme gab es keine mehr. Nur der Tacho spielte verrückt. Peanuts. Der blieb einfach stehen. Und genau so unvermittelt wie er stehenblieb, nahm er nach ein paar Hundert Kilometern seine Arbeit wieder auf. Seltsam, aber so war es. Heidi Hetzer hinterfragte es gar nicht erst.

Es war etwas Anderes, was ihr Sorgen machte: Sie hatte kaum noch Bargeld. Argentinien ist zwar ein recht westlich angehauchtes Land, aber glaube ja niemand, man könne hier überall mit Kreditkarten bezahlen. Nein nein, hier gilt immer noch: Cash in die Täsch. Heidi Hetzer machte einige – erfolglose – Versuche, bei Banken an Bargeld zu kommen. Keine Chance. Bargeld ist aus hieß es kurz und knapp.

Was soll sie nur machen? Sie kam sich vor wie eine Obdachlose. Okay, sie fand unterwegs immer wieder sehr liebe Menschen, die ihr zum Beispiel Tankfüllungen (Hudo hat sogar zwei Tanks), Kaffee und Croissants schenkten, aber sie konnte sich doch nicht ewig aushalten lassen. Ihr Sohn Dylon musste sich von Deutschland aus darum kümmern, dass ihr von der Western Union Bank telegrafisch Geld nach Buenos Aires überwiesen wurde – wie vor ein paar Wochen, als man ihr in Mendoza alles, aber auch wirklich alles geklaut hatte …

In Balcarce musste sie unbedingt eine Pause einlegen: Das Fangio-Museum – Balcarce war Fangios Heimatstadt, etwa 400 Kilometer südlich von Buenos Aires – wollte sie sich unbedingt ansehen. Dort stand der berühmte Silberpfeil, mit dem Juan Manuel Fangio von 1951 bis 1957 fünfmal Formel-1-Weltmeister wurde. Und sein privater Mercedes hatte seinen Ehrenplatz in dem Museum ebenso wie das Plakat vom Grand Prix in Bern im August 1954. Abenteuerlich, wie die Fahrer sich vor 62 Jahren in die Kurven gelegt haben.

Am 21. Juli wurde Hudo planmäßig in Buenos Aires eingeschifft. Also eigentlich eingecontainert. Von hier aus dauert seine Fahrt nun 28 Tage. Klar, dass das Containerschiff seine eigene Route zu fahren hat: erst mal runter nach Süd-Brasilien, dann nach Durban/Afrika, Port Elisabeth und dann erst nach Kapstadt.

Am 19. August wird Hudo dann erstmals seine Räder auf den fünften Kontinent setzen. Heidi Hetzer wird das ein paar Tage früher tun; sie fliegt von Buenos Aires nach Afrika. Aber vorher möchte sie noch einen Ausflug nach Montevideo/Uruguay machen.

Ihre Gedanken an Argentinien lassen sie im Nachhinein schmunzeln, denn genau hier hat sie schon zweimal ihren Pass verloren: Einmal wie schon gesagt, geklaut in Mendoza und zum zweiten Mal in Buenos Aires. Nein, nicht geklaut, aber sie hat ihn irgendwo liegen gelassen. Wo genau, konnte sie sich nicht mehr erinnern. Kein Wunder, bei den vielen Dingen, die sie hier in Argentiniens Hauptstadt zu erledigen hatte. Einen Pass braucht man ja nicht im Entferntesten so oft wie zum Beispiel ein Portemonnaie.

Doch die deutsche Botschaft hat super reagiert: Innerhalb eines Tages hatte sie einen neuen Pass. Den wird sie brauchen, wenn sie alsbald nach Kapstadt fliegt.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

Scroll to Top