Buchtipp – Stolz: Isch des bio?

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Mal ganz unter uns: Saure Kutteln sind schon was Feines. Was das Basismaterial genau ist, ist ja nicht so wichtig. Nur für den Fall, dass empfindliche Gemüter bei diesem schwäbischen Standardgericht die Mundwinkel verziehen sollten. Immerhin hat die Spezialität in der typisch säuerlich-pikanten Tunke ihren Ursprung in der Zeit, als noch alles vom Tier verwertet wurde, weil es galt, aufs Geld zu achten. Klar, tpyisch schwäbisch, sparsam eben, denken Sie jetzt, und ich widerspreche Ihnen keineswegs. Aber die Sprachfärbung, hmja, die hat's schon in sich. Und nicht alle schwäbischen Unterhaltungen sind für Nichtschwaben so verständlich wie der wunderbare Lehrsatz: Bloß gscheit isch au dumm!

An diesen Satz mag Bärbel Stolz gedacht haben, als es sie 1996 aus der schwäbischen Heimat in die Hauptstadt verschlug. Knapp zwanzigjährig hatte sie sich zum Ziel gesetzt, Schauspielerin zu werden. So von der Pike auf. Aber schon der erste Weg geriet zum Spießrutenlauf. Das ihr vertraute Idiom war so ganz und gar nicht hauptstadtkompatibel, wie sie feststellte, kaum dass sie drei Stunden in Berlin weilte. Immerhin geriet die erste Aufgabe, die Suche nach einer bestimmten Straße, nach diversen Umwegen dann doch noch zum Erfolg.

Längst hat sie sich zurechtgefunden in der Hauptstadt, und mit der Karriere hat es auch geklappt. Die Schönhauser Allee, die Dunckerstraße und andere könnte sie vielleicht sogar im Schlaf finden. Und doch ist die Berliner Schwäbin, pardon, die Prenzlschwäbin, siehe Untertitel, nach wie vor gut für einen culture clash.

Man pendelt in diesem Buch zwischen diskretem Schmunzeln und lautem Prusten. Vor allem, weil den Betrachtungen von Bärbel Stolz jede, aber wirklich jede Verbissenheit fehlt. Hauptsache, es wird gut, trotz Missverständnissen und Unterschieden. Und das wird es.

Bärbel Stolz: Isch des bio? Die Prenzlschwäbin erzählt aus ihrem Kiez. Goldmann Verlag; 12,99 Euro.

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