Buchtipp – Spencer: Mein Leben, meine Filme

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Es war schon eine Sensation, als …
So könnten viele Sätze beginnen, die von Bud Spencer handeln. Hier ist seine Autobiographie gemeint, die er 2011 erst in einer regulären Ausgabe veröffentlichte, um dann eine handsignierte nachzureichen. Eine in limitierter Auflage, wobei die Auflage hoch genug war, um zu verhindern, was Bud Spencer verhindern wollte: Dass die handsignierten Exemplare irgendwann einmal zu schwindelerregenden Preisen antiquarisch angeboten würden. Wer ein Buch mit Autogramm wollte, konnte es ganz regulär bestellen, Punkt. Wie viel Zeit der damals 81-Jährige damit verbracht hat, seine Unterschrift in jedes Buch zu setzen, lässt sich nur erahnen.

Auf Lesereisen wurde er in Deutschland gefeiert, fast wie ein Frontmann einer angesagten Band. Menschen standen Schlange, in Schwäbisch Gmünd wurde er Namenspatron für ein Schwimmbad. Denn dass der für seine Filme bekannt gewordene Bud Spencer unter seinem bürgerlichen Namen Carlo Pedersoli in jungen Jahren als Schwimmer Erfolge feierte, das mögen manche Fans erst aus seiner Autobiographie erfahren haben.

Er habe herausfinden müssen, wer er ist, schreibt er. Dafür verließ er sein Elternhaus, wo er es hätte bequemer haben können. Er wurde nicht, wie geplant, Jurist, sondern Schauspieler, obwohl er die Voraussetzungen dafür gar nicht zu haben schien. Dem Publikum gefiel's, mit seinem Dauer-Filmpartner Terence Hill dürfte er das harmonischste Leinwandduo der Filmgeschichte gebildet haben. Wo andernorts nach einer gewissen Zeit die Boulevardpresse gerne mal über den Zoff hinter den Kulissen kolportierte, wurde sie bei Spencer/Hill nie fündig. Die zwei freundeten sich auch privat an, und die Freundschaft hielt.

Überhaupt war Bud Spencer, der seinen Künstlernamen von seinem Lieblingsbier (Budweiser) und seinem Lieblingsschauspieler ableitete (Spencer Tracy), privat beneidenswert schlagzeilenuntauglich: Seit 1960 glücklich und skandalfrei verheiratet, dreifacher Vater – dass er im Leben viel Glück hatte, war ihm zweifellos bewusst. Dass er sich nebenbei als Erfinder betätigte, unter anderem eine Zahnbürste mit integrierter Zahncreme erdachte, wundert einen bei der Fülle seiner Aktivitäten schon fast nicht mehr. Auch nicht, dass er seinen Landsleuten, den Brüdern de Angelis, zum Durchbruch als Sänger verhalf: Was mit Bulldozer 1978 begann, fand seinen Höhepunkt mit dem Riesenhit Santa Maria. Allerdings kennt man die beiden heute unter ihrem Pseudonym – Oliver Onions.

Am 27. Juni 2016 ist Bud Spencer 86-jährig gestorben. Viele Nachrufe würdigen die Filme, die ganze Kindheiten begleiteten. Und, mal ganz ehrlich: Wer wünscht sich noch im Erwachsenenalter nicht dann und wann, so kinnhakensicher zu sein wie er? Unverändert erhältlich ist seine Autobiographie und deren Folgeband. Der enthält alles, was zunächst aus Platzgründen nicht berücksichtigt wurde.

Bud Spencer: Mein Leben, meine Filme. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag; 19,95 Euro.

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