Raus aus dem Doppel-Winkel: Vom Entstehen der Automarke DS

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Wer in den Aufzeichnungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) nachschlägt, der wird dort seit dem Januar dieses Jahres einen neuen Eintrag finden: Zwei Buchstaben nur, aber ein Duo, das die Autowelt doch ganz gehörig durcheinander wirbeln wird und frischen Wind verspricht: DS. Wie das so ist mit Kürzeln: es gibt auch eine Langversion dazu und die trägt in diesem Fall einen Namen, der für ein ganzes Jahrhundert voller Inspirationen, Innovationen und sprühender Ideen rund um das Automobil steht: „La Déesse“ zu Deutsch: „Die Göttin“.

Die „DS“, die deutsche Verballhornung dieser Namensgebung war jenes wunderschön geformte, fast an einen Raumgleiter erinnernde Fahrzeug, das in seiner ganzen Attitüde die Welt des großen Erfinders und kreativen Übervaters André Citroën widerspiegelte. Dort, unter dem Doppelwinkel der großen französischen Marke, nämlich hat „DS2 seine Wurzeln. Seit Beginn dieses Jahres haben die „DS“-Modelle von Citroën jedoch de facto endgültig ausgedient: Die neue Edelmarke des französischen PSA-Konzerns heißt in Zukunft „DS“. Oder, um es mit den Worten der Revolution zu sagen: „Le roi est mort – vive le roi“ – „Der König ist tot – es lebe der König.“

Noch beruht die aktuelle Modellpalette (DS3, DS4, DS5) auf Citroën-Modellen und ebensolcher Technik. Eigene Modelle gibt es erst einmal nur für den chinesischen Markt, darunter ein SUV. Doch die neue Edelmarke im Konzern soll, wird und muss auch hierzulande wachsen. Sechs eigene Baureihen bis zum Jahr 2019 sind das vorerst propagierte Ziel. Sie wird eigenständig werden und soll vor allem eines nicht: die eigene Mutter kannibalisieren. Auf gut deutsch: Kunden und Käufer will man möglichst nicht bei der einstigen Stammmarke Citroën gewinnen, sondern bei anderen Herstellern, die sich ebenfalls als jugendlich frisches, fesches, Lifestyle-orientiertes Label sehen.

Dazu werden eigene Flagship-Stores und so genannte „DS-Salons“ errichtet, bei deren Einrichtung man den Händlern finanziell unter die Arme greifen will. Dass eine entsprechende Schulung der Händlerschaft damit einhergeht, versteht sich von selbst.

Bestes Beispiel für das sinnbildliche Abnabeln von der Marke Citroën ist der neue DS3. Der hieß einmal Citroën DS3 und offeriert jetzt eine ganze Bandbreite an individuellen Möglichkeiten sich seinen DS3 ganz nach eigenem Geschmack zu gestalten. So stehen etwa 78 Farbkombinationen für Dach und Karosserie zur Verfügung. Für das Interieur gibt es Nappa-Leder, Lasergravuren für's Armaturenbrett oder Dekorelemente in Karbonoptik. Zudem kann der DS3 via Internet mit der Außenwelt kommunizieren. Er „spricht“ Apple ebenso wie Android.

Gestartet war DS vor knapp sechs Jahren als Submarke des Hauses Citroën für die Premium-Schiene. Das Ableger-Dasein hat jetzt auch optisch ein Ende: Anstelle des Doppelwinkels (double chevron) prangt jetzt das futuristische „DS“-Logo vom Kühlergrill. Kurzum; es ist alles chic, edel, weg vom optischen Mainstream. Ein bisschen André Citroën steckt immer noch in dieser Gedankenwelt, aber das ist auch gut so. Nach der Übernahme durch Peugeot standen lange Jahre reine Funktionalität und Alltagstauglichkeit im Fokus. Erst seit einigen Jahren hat man sich wieder auf das Credo des „anders sein“ besonnen.

Man wolle die ehrwürdige „Déesse“ nicht kopieren, sondern deren Werte wie Individualität und Innovation fortschreiben, sagt DS-Sprecher Stephan Lützenkrichen. Weg von den ausgelatschten Pfaden. Raus aus der eingeschränkten und einschränkenden Gedankenwelt: Damit ist man bei Citroën mit ein paar Jahren Ausnahme als reiner Volumenmarke über Jahrzehnte hinweg immer gut gefahren. Und man wird es auch bei DS tun.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Braun, Citroën

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