Buchtipp – Breitinger: 12 Points.

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In drei Wochen ist es wieder soweit: Im Vergleich zum Debüt von 1956 hat sich die Zahl der Teilnehmer um das Siebenfache vergrößert – von 7 nach 43, um genau zu sein. Und der ehemalige Grand Prix Eurovision de la Chanson heißt ja auch längst anders – Eurovision Song Contest.

Anders als andere Bücher zum Thema ist das Buch von Matthias Breitinger weniger umfangreich, aber nicht weniger informativ. Richten sich ausführliche Chroniken sicher gezielt an Fans, so ist das, was Breitinger schreibt, sicher auch interessant für diejenigen, die der Veranstaltung nie so wirklich etwas abgewinnen konnten.

So zeigt er auf, dass der Wettbewerb tatsächlich erdacht worden war, um in ganz Europa Interesse zu wecken, durchaus einer Fußball-Europameisterschaft vergleichbar. Mit Livevortrag, was direkt eine gewisse Qualitätssicherung bedeutete. Wer keinen Ton traf, würde, so die Idee, erst gar keine Chance haben. (Schöne Theorie, zu der die ESC-Geschichte dann doch so einige Ausnahmen verzeichnet). Heute ist er längst ein Weltereignis geworden, nicht zuletzt wegen Australiens Debüt 2015. Möglich, dass aus dem außereuropäischen Gastauftritt, der einer langjährigen ESC-Treue gedankt war, eine dauernde wird.

Anders als oft argumentiert wird, sollte beim Grand Prix von Anfang an jeder musikalische Beitrag starten können – weil das Chanson im Französischen synonym steht für ein Lied, nicht nur das, was jenseits von Frankreich als solches wahrgenommen wird mit Vertretern wie Jacques Brel oder Georges Moustaki. Und doch haben oft genug genau solche Titel gewonnen, die tatsächlich Chansons waren, andere landeten auf den hinteren Rängen. Manchmal, weil sie schlicht zu modern waren. Das erfuhr gleich 1956 Freddy Quinn, dessen So geht das jede Nacht erkennbar von Bill Haley inspiriert war. Damals hatten – bei der geringen Teilnehmerzahl absolut vertretbar – alle Länder gleich zwei Lieder am Start. Für Deutschland war es neben Freddy Quinn der heute kaum noch bekannte Walter Andreas Schwarz.

Vielleicht beschert das, was Matthias Breitinger zusammenträgt, dem Wettbewerb tatsächlich noch weitere Fans. Die nicht eben kleine Fangemeinde wird das Buch ohnehin mit Interesse lesen.

Matthias Breitlinger: Europe – 12 Points. Atlantik Verlag; 13 Euro.

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