Roger Cicero: Ein Nachruf

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An der Stelle unseres regulären CD-Tipps lesen Sie heute einen Nachruf. Er gilt Roger Cicero, der am Gründonnerstag 2016 überraschend verstorben ist, nur 45 Jahre alt. Fast genau zehn Jahre zuvor hatte der Sänger seinen künstlerischen Durchbruch erlebt, über den seinerzeit im KÜS Magazin zu lesen war:

'Männersachen' ist eine deutsche Swingproduktion, sehr gelungen – etwas, das in Deutschland gefehlt hat, mit einem guten Team perfekt produziert. 'Männersachen' ist aber natürlich auch eine ganz andere musikalische Richtung als 'Good Morning Midnight'.

Das sagte Julia Hülsmann 2006 im Interview über das CD-Debüt von Roger Cicero als Solist, der bei ausgefeilten Jazzinterpretationen von Lyrik ihr Partner war. Bei Texten von Emily Dickinson, deren Oeuvre selbst ausgewiesenen Lyrik-Experten als exzellent, aber auch sperrig gilt. Und dann Swing mit Texten wie Zieh die Schuh aus! Freilich: Das Überwinden der so gerne gezogenen Grenzen von ernster und unterhaltender Musik bzw. das souveräne Spiel in beiden Genres mag Roger Cicero in die Wiege gelegt worden sein, so kitschig sich das beim ersten Lesen anhören mag: Sein Vater Eugen Cicero hatte sich als Pianist moderner Klassikinterpretationen einen Namen gemacht.

Die Leichtigkeit, die seine CDs so vergnüglich machten, die wohldosierte Frechheit in den Texten – all das war immer Ergebnis harter Arbeit. Roger Cicero hat eine klare musikalische Ausbildung durchlaufen, in Frank Ramond einen idealen Texter gefunden und eine genaue Vorstellung davon gehabt, was er musikalisch umsetzen wollte. Zuletzt ist ihm das mit Interpretationen von Frank Sinatra gelungen. Als einen seiner Favoriten aus der CD hat Cicero selbst das legendäre Something Stupid genannt, bei dem Yvonne Catterfeld seine Duettpartnerin war.

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