Tesla: Bereit für den „Höhenflug“

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Wenn im Sommer, ab Juni oder Juli, die ersten Model X von Tesla auf deutschen Straßen rollen, werden sie einiges an Aufmerksamkeit erregen. Dass das mindestens 93.000 Euro teure SUV bis 250 km/h elektrisch fährt und auch einen Anhänger ziehen kann, dürfte dabei auf den ersten Blick für die Umstehenden weniger spannend sein, als die Performance im Stand, wenn sich die „Falcon Wings“ genannten Türen öffnen: Es ist schon ein spezielles Schauspiel, wie sich die doppelt abknickenden Flügeltüren gemächlich in die Höhe schieben. „Das hat sonst keiner“, scheint eine Maxime zu sein, auf die man bei diesem amerikanischen Unternehmen besonderen Wert legt.

War es beim ersten in größeren Stückzahlen hergestellten Fahrzeug des E-Autobauers, dem Model S, unter anderem die atemberaubende Beschleunigung aus dem Stand (0 – 100 in 3,0 Sekunden) und der riesige Bildschirm in der Mittelkonsole, die die Oberklasselimousine mit dem Haben-Will-Faktor versahen, ist beides nun natürlich längst Standard. Das Model X verfügt über 967 Newtonmeter Drehmoment in der Performanceversion P90D (391 kW/532 PS, 131.000 Euro) und rast mit dem Beschleunigungsupgrade in 3,4 Sekunden auf 100 km/h. Der riesige Bildschirm, über den fast alle Fahrzeugfunktionen gesteuert werden, ist wieder serienmäßig.

Auf dem Genfer Autosalon (bis 13. März) gewährt Tesla der europäischen Öffentlichkeit nun zum ersten Mal einen Blick in das siebensitzige E-SUV. Die Verarbeitung scheint auf den ersten Blick gut, die wertig aussehenden Applikationen aus offenporigem Holz haben sich die Amerikaner bei anderen Premiumherstellern abgeschaut. Ein Highlight im Cockpit ist die weit nach oben gezogene Windschutzscheibe, auf die man bei Tesla besonders stolz ist. Für Fahrer und Beifahrer ergibt das ein sehr luftiges Raumgefühl – wie sehr allerdings beim Fahren eventueller Sonnenschein stört, bleibt abzuwarten. Als Schutz vor zu viel Licht ist die Scheibe zum Teil getönt, zudem kann man eine herkömmliche Sonnenblende auf der Scheibe arretieren – was im ansonsten netten Innenraum allerdings ziemlich hässlich und nach Billiglösung aussieht.

Beim Model X wurden Wünsche von Model-S-Kunden berücksichtigt: So gibt es nun zwischen Fahrer- und Beifahrersitz eine Mittekonsole mit Becherhalter und Ablagefach, zudem können die Sitze nicht nur geheizt, sondern auch gekühlt werden. Der Kunde kann aus einer Konfiguration mit sieben oder etwas luftiger gestellten sechs Sitzen wählen. Weil die Sessel in der mittleren Reihe auf einzelnen Podesten angebracht sind, lassen sie sich einzeln verschieben und justieren. Sind die beiden hinteren Sitze umgeklappt, beträgt das Kofferraumvolumen (inklusive des Fachs unter der Motorhaube) beachtliche 2.180 Liter.

Komfortablen Zutritt zu den beiden hinteren Sitzreihen sollen die genannten Flügeltüren bieten. Und in der Tat: Weil sich die Portale komplett nach oben wegfalten, gelingt der Einstieg mindestens so bequem wie durch die Schiebetür eines großen Vans. Angst, dass die von innen und außen elektrisch zu öffnenden Türen in engen Parklücken andere Autos beschädigen, muss man laut Tesla nicht haben: Sensoren an der Türseite scannen vorher die Umgebung und öffnen nur, wenn genügend Platz vorhanden ist – oder stoppen, bevor die Garagendecke erreicht ist. Ausreichend, damit sich die Konstruktion nach oben falten kann, sind übrigens 30 Zentimeter Abstand zwischen Tür und Nachbarauto. Mit einer herkömmlichen Tür müsste man sich schon ziemlich schlängeln, um dort herauszukommen.

Auch die vorderen – herkömmlich öffnenden – Türen bieten einen Clou: Nähert sich der Fahrer mit dem Schlüssel in der Tasche, öffnet sich die Fahrertür automatisch. Platz genommen und die Bremse getreten und die Tür schließt sich wieder, ohne, dass der Fahrer einen Befehl dazu geben müsste. Auch hier sorgen Sensoren dafür, dass die Tür nirgendwo aneckt. Dass die Portale dabei nicht so satt ins Schloss fallen wie bei anderen Premiumherstellern dürfte dem Tesla-Käufer bei so viel Show wenig stören.

Serienmäßig ist das Model X zudem, wie bei Neufahrzeugen dieser Preisklasse üblich, mit Kamera und Radarsensoren ausgestattet, die Spurhalte- oder Notbrems-Assistent verwirklichen. Für 2.600 Euro Aufpreis gibt es im Komplettpaket die Autopilot genannten autonomen Fahrfunktionen. Damit fährt das Model X bis 150 km/h automatisch, hält den Abstand zum Vordermann und die Spur, bremst im Stop-and-go-Verkehr bis zum Stillstand und fährt wieder los, ohne, dass der Fahrer etwas tun müsste. Blinkt dieser, scannt das Model X, ob der Spurwechsel gefahrlos möglich ist und wechselt dann von alleine die Spur. Eine Hand muss der Fahrer allerdings immer am Lenkrad lassen, sonst deaktiviert sich das System irgendwann von selbst.

Nach Angaben von Tesla funktioniert der Autopilot auf Autobahnen und Landstraßen. Nachdem einige Fahrer des Model S Unsinn getrieben hatten, während das Auto selbständig fuhr, hatten die Amerikaner die Funktionen etwas eingeschränkt. Auch die autonomen Parkfunktionen sind im Paket enthalten. Weil die Hardware bereits an Bord ist, kann der Kunde den Autopiloten auch nachträglich freischalten, per Software-Update, dann für 3.300 Euro.

Tesla fahren ist generell kein günstiger Spaß: Die 93.000 Euro teure Basisversion 70D hat die 70-kWh-Batterie an Bord und 400 Kilometer Reichweite. „D“ steht für das „Dual-Motor“-Konzept, Allradantrieb durch einen E-Motor an der Vorder- und einen an der Hinterachse. Ausgehend vom Antrieb des Model S dürfte die Leistung hier bei deutlich über 300 PS liegen. Den Standardsprint absolviert das SUV in 6,2 Sekunden, 225 km/h wird es maximal schnell. Mit der größeren, 90-kWh-Batterie kommt das SUV auf 470 km Reichweite.

Text: Spot Press Services/Hanne Lübbehüsen
Fotos: SP-X/Matthias Knödler

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