Erste Erfahrungen: Lada Kalina Cross

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Wer Lada sagt, meint in der Regel Niva. Zu unrecht. Denn der russische Autobauer hat mehr zu bieten als nur den ebenso kernigen wie günstigen Geländewagen gleichen Namens. Mit dem Kalina Cross, einem auf Softroader getrimmten Kombi-Pkw der Low-Budget-Klasse, meldet sich der Hersteller in einer Kategorie zurück, die oft vergessen oder gar tot geschwiegen wird. Ein Segment indes, das für viele Autofahrer mehr als nur ein peinlicher Ausweg zur persönlichen Mobilität ist.

Auf den ersten Eindruck macht der Lada Kalina in der Cross-Variante einen ebenso gepflegten wie ansehnlichen und auch ausgereiften Eindruck eines Automobils, das ein wenig etwas von einem Möchtegern-Kombi hat. Unsere erste Begegnung mit dem etwas höher gelegten und seitlich beplankten „Cross“ soll zweierlei ermöglichen. Einmal: Wieviel Auto bekommt man bei Lada eigentlich in der unteren Kompaktwagenklasse für wieviel Geld? Und zudem: Mit wem streiten sich die Russen denn um die offensichtlich vorhandenen und ansprechbereiten Kunden in dieser Klasse?

Bleiben wir zunächst bei den Fakten: Obwohl Lada selbst von einem Fahrzeug für die „preisbewusst rechnende Familie“ spricht, hat der Kalina nur einen leicht größeren Kofferraum zu bieten: 335 Liter schluckt der Lada Kalina Cross. Dem gegenüber stehen etwa 320 Liter Fassungsvermögen des Dacia Sandero Stepway. Womit denn auch schon ein großer Teil der zweiten Frage beantwortet wäre: Mit wem muss und darf sich der russische Autobauer um die Gunst des Käufers auseinander setzen? Viel mehr als Dacia, oder auch ältere Modelle der in der Versenkung verschwundenen Daihatsu-Kollektion, bleibt da nicht übrig. Ist alles eher überschaubar, aber gerade das kann auch eine Stärke sein in diesem Segment.

Kommen wir zur Optik: Weder auffallend, noch abschreckend, sondern einfach nur grundsolide. Ein Meister des Pragmatismus hat da die Blechschere in der Hand gehabt. Denn das Zusammenspiel der Formen des Kalina Cross hat nicht mehr sehr viel mit der urwüchsigen, kultigen und kantigen Taiga-und-Tundra-Diva Niva zu tun. Und ein Hingucker sollte daraus ohnehin nicht werden und erwartet auch niemand, der sich für dieses Fahrzeug interessiert.

Was dem Kalina mit der vollmundigen Bezeichnung Cross allerdings auch abgeht, sind die unwidersprochenen Offroad-Qualitäten des Niva. – Denn gerade mal 18,2 Zentimeter Bodenfreiheit, ein Plaste-Unterfahrschutz und die kunststoffbeplankten Radläufe haben eher optischen als funktionalen Charakter. Harter Einsatz im Gelände ist damit fehl am Platz. Was aber dem Gesamteindruck des Fahrzeugs und dessen Möglichkeiten auch nicht so sehr schadet. Denn ein Allradantrieb ist für den Lada Kalina Cross ohnehin nicht vorgesehen.

Dafür, und das ist im Vergleich mit etwa dem Sandero Stepway ein echtes Pfund, kann sich die Serienausstattung durchaus sehen lassen: Denn Gimmicks wie eine Klimaautomatik, ein Audiosystem mit Freisprecheinrichtung, Dachreling, eine Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer, die von uns nicht erwartete Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und sogar elektrische Fensterheber gehören zur serienmäßigen Ausstattung. Ansonsten ist da viel konzentrierter Hartplastik-Charme, aber dessen Verarbeitung liefert keinen Grund zum Meckern. Da klappert nix, die Spaltmaße sind ok. Wer das Nötigste sucht, um das Mögliche zu besitzen, der wird bei diesem Auto fündig.

Einige wenige Eindrücke vom Fahrverhalten, vom Ambiente, von der gesamten Attitüde dieses Wolga-Imports konnten wir durchaus auch gewinnen. Wir fanden im Prinzip das vor, was wir erwartet hatten. Das Antriebs-Aggregat, ein 16-Ventil-Vierzylinder Benziner mit 1,6 Liter Hubraum und 98 PS sorgt für den Vortrieb. Es gibt übrigens auch noch eine Achtventiler-Variante.

Für das 1,1 Tonnen schwere Leichtgewicht reicht das völlig aus. Dass Beschleunigen und akustische Untermalung unter der Maxime „hart aber herzlich“ von statten gehen, gehört zum Gesamtpaket von Preis und Gegenleistung. Ok, die Lenkung könnte etwas mehr Rückmeldung geben und die Schaltwege dürften etwas kürzer sein. Dafür gibt es jedoch ein Lob für das Fahrwerk, das die Unebenheiten auf den süddeutschen Feldwirtschaftswegen, wo wir unterwegs waren, mit spielerischer Leichtigkeit platt gebügelt hat.

Und auch beim Thema Sicherheit patzen die Russen zumindest beim Pflichtprogramm nicht: ABS, ESP, zwei Frontairbags und Reifendruckkontrollsystem sind an Bord. Von irgendwelchen Assistenzsystemen wollen wir erst gar nicht reden. Weder serienmäßig, noch als Option. Dafür gibt es eine zweijährige Garantie ohne Kilometerbegrenzung. Und die Möglichkeit sich ab 10.690 Euro ein neuwertiges Automobil an zu schaffen, bei dem nicht gepfuscht und nicht geschummelt wurde und das genau das liefert, was es vorgibt, zu können.

Irgendwie eine ehrliche Haut, dieser Lada Kalina Cross.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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