Heidi Hetzer: Ein Monat Pause ist genug

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Jetzt mal Hand aufs Herz: Hat jemand ernsthaft geglaubt, Heidi Hetzer würde es zwei Monate lang in Deutschland aushalten? Nie und nimmer, Heidi Hetzer doch nicht! Diese Frau! Sie ist unverwüstlich und so voller Tatendrang, Ungeduld und Neugier. Und genau einen Monat, nachdem sie Peru verlassen hatte, war sie wieder zurück in Lima.

Genauer gesagt hat sie sich selbst nach vier Tagen aus der Klinik in Essen entlassen und ist mit der Bahn zu ihrer Tochter nach Norddeutschland gereist. Das hätte sie besser nicht getan, denn nach zwei Wochen war noch keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil: Wasseransammlungen in der Leiste verursachten ihr große Schmerzen. Also zurück nach Essen. Der Doc musste wieder Hand anlegen und diese Flüssigkeit entfernen. Heidi Hetzer biss die Zähne zusammen, denn die erneuten Eingriffe wurden zum Teil ganz ohne oder nur mit örtlicher Betäubung vorgenommen.

Danach ging's bergauf. Dieser außerplanmäßige Boxenstopp hat sie ganz schön zurückgeworfen. Bei ihrem zweiten Klinikaufenthalt in Essen wohnte sie zwar in einer wunderschönen Pension und alle ihre Wünsche wurden erfüllt. Naja, fast alle. Denn den einen Wunsch, wieder zurück nach Lima zu fliegen, den hat sie sich am 16. Februar selbst erfüllt.

Hudo stand schon im Museum Nicolini zum Abholen bereit. Es begann wieder die Routine, die Heidi Hetzer seit dem Tag ihrer Abreise aus Berlin tagtäglich auf Trab hält: Aktuelles Kalenderblatt vom 19. Februar auf's Armaturenbrett, Kilometerstand notieren, Wasser und Öl nachfüllen und den Spotti einschalten (ein mobiler Computer, der stets den aktuellen Standort identifiziert). Heidi Hetzer war so glücklich, wieder mit Hudo vereint zu sein, dass sie schon auf den ersten Metern mit ihrem Hudson Great Eight Deutschland und die OP vergessen hatte.

Sie hatte noch eine Menge in Lima zu tun und blieb zwei Nächte im Hotel El Patio in Mirafloris. Das Carnet de Passage musste verlängert werden, ebenso die Autoversicherung. Und ihr Gepäck stand ja auch noch im Hotel Bolivar. Und nicht zu vergessen: Geld wechseln. In Peru zahlt man mit Sol. Genannt PEN. 1 EUR sind 3,91 PEN.

In der Zwischenzeit hatte sie mit ihrer Begleiterin Lili telefoniert. Lili war nach Heidi Hetzer's Abreise weitergefahren und hielt sich in Busco auf. Die beiden wollten sich in zwei Tagen in der Wüste von Nasca treffen. Also ab in den Süden, raus aus Lima, über die Panamericana, an Ica vorbei weiter nach Nasca. Hier fand Heidi wieder ein recht preiswertes Hostel: Das Cami Luz für 90 PEN (Sol).

Am 25. Februar kam Lili aus Busco an. Sie hatte 14 Stunden Busfahrt hinter sich und war ein bisschen kaputt. Aber sehr froh, wieder bei Heidi und Hudo zu sein. Alles okay. Die drei sind wieder on Tour. Heidi Hetzer hat ihre Weltreise nur einen Monat unterbrochen.

Aber zunächst mal mussten sie durch die Wüste von Nasca. Reichlich oft blieb Hudo im Sand stecken. Und immer waren – wie vom Himmel gefallen – helfende Hände zur Stelle und schoben das Gespann wieder auf festen Untergrund.

Vorgestern, also am 26. Februar, waren die Drei in Atico. Heidi Hetzer hat wie so oft auf ihrer Weltreise, eine Gedenkminute für ihr großes Vorbild Clärenore Stinnes eingelegt, die als erster Mensch in einem Auto (Adler) 1928 die Welt umrundet hat: Clärenore und ihr treuer Begleiter Axel Söderström haben für die 135 Kilometer von Yauca bis Atico noch drei Tage gebraucht. Heidi schaffte das in knapp drei Stunden. Okay, die Straßen und Wege von heute sind nach fast 88 Jahren doch stark verbessert worden. Und manches Bergmassiv wurde gesprengt, um die Straße da hindurch zu führen. Allerdings gibt es auch heute noch solche Straßenverhältnisse wie damals. Nicht wenige davon sind steinig und schlammig.

Doch damals, also ab Atico, konnten Clärenore und Axel nicht weiter an der Küste entlang fahren. Die ersten automobilen Weltenbummler mussten sich andere Wege über und durch die Berge suchen: Die Panamericana wurde erst 1954 für den Verkehr freigegeben.

Bis La Paz wollen Heidi, Hudo und Lili nun zusammen bleiben. Dann heißt es Abschied nehmen, denn Heidi Hetzer will weiter nach Chile und Lili nach Argentinien.

Text: Jutta Sein
Fotos: Liliane Frevel, Heidi Hetzer

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