Liebe Leserin, lieber Leser,

kaum ein Thema wird regelmäßig durch das Medien-Gewitter gezogen wie das der Elektroautomobile. Sei es das Angebot seitens der Industrie, die erwünschten und (noch) nicht gewährleisteten finanziellen Anreize seitens der Politik und die hohen Erwartungen, die man von allen Seiten an diese Mobilität jenseits der Verbrennungstechnik setzt. In dieser Woche nun kam es wieder einmal zu einem neuen, fast möchte man meinen, abenteuerlichen Vorschlag, wie man den Ausbau der Klima-neuralen Fahrzeugflotte forcieren könnte.
Bundesumwelt-Ministerin Barbara Hendricks sorgte für Aufsehen mit dem Vorschlag, eine Strafabgabe für sogenannte „Spritfresser“ unter den Benzinern oder Dieseln einzuführen. Damit gemeint sind in erster Linie wohl dicke SUV mit sechs und mehr Zylindern oder Fahrzeuge aus der Kategorie Luxus- und Sportautos. Diese Abgabe könne dann in die Finanzierung von Kaufprämien für Umweltautos mit einfließen, meinte die Ministerin.

Je größer der Verbrauch, desto höher der automobile „Wegezoll“. Auf diese einfache Rechnung kommen die Finanzjongleure aus dem Hause Hendricks. Bei einem CO2-Ausstoß von 95 Gramm pro Kilometer, wie er bei Fahrzeugen aus dem Kompakt-Segment die Regel ist, stünde nach dem Vorschlag des Ministeriums ein einmaliger „Umweltbeitrag von 50 Euro an. Wer diese Marke überschreitet, müsse dem entsprechend tiefer in die Tasche greifen. Autos, die über 200 Gram CO2 emittieren, müssten mit einem „Öko-Zuschlag“ von mehr als 1.000 Euro zusätzlich belegt werden. Damit wären wir dann bei Automobilen der Kategorie Porsche Cayenne, Audi Q7, BMW X6 und ähnliche.

Wenn sich die Ministerin mit ihrem Vorschlag am Kabinettstisch allerdings nicht durchsetzen sollte, wovon eigentlich auszugehen ist, hat sie gleich einen Alternativvorschlag parat: Eine Anhebung der Dieselsteuer nämlich. Womit sie dann aber nach meinem Selbstverständnis den Sack geschlagen, aber den Esel gemeint hat. Denn mit einer Anhebung der Dieselsteuer würde auch viele Klein-Unternehmen aus den Bereichen Transport, Logistik, Gewerbe getroffen, die ohnehin schon am Existenz-Minimum herum krebsen.

In meinem persönlichen Bekanntenkreis gibt es einen Spediteur, der jeden Tag den Dieselpreis sogar hinter dem Komma argwöhnisch betrachtet und die Auswirkungen auf seine Unternehmen, seine Angestellten und den Konkurrenzdruck quasi im Kopf ausrechnet. Solche für das Funktionieren unserer Wirtschaft unabdingbaren Unternehmen könnten den „Laden“ wohl sehr schnell schließen, wenn die Dieselsteuer auch noch angehoben würde. Nein, über den mit dem Rechenschieber hantierenden Kleinunternehmer lässt sich eine Kaufprämie für Elektroautos nicht gegen finanzieren.

Da sollten sich Politik und Industrie schon einmal gemeinsam überlegen, wie sie zu einer besseren und verträglicheren Lösung für alle sozialen Schichten unserer Gesellschaft kommen könnten.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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