Buchtipp – Grote: Auf den Spuren des Barolo

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Einige Meter weiter rechts stand, wie sie vorhin bemerkt hatte, die Frau von Dr. Arlitt. Der Internist gehörte zu Arnolds Verein, es war die zweite oder dritte Weinreise, die sie gemeinsam unternahmen, persönlich nähergekommen war man sich jedoch auch bei gegenseitigen Einladungen nicht. Frau Doktor jedenfalls, wie sie sich gern nennen ließ, hatte an nichts weiter Interesse geäußert als an ihrem Bridgeclub und den Modeläden auf der Königsallee. Ihr Mann kannte lediglich seinen Beruf und den Weinclub. Das Interesse an teuren Roten war wirklich die einzige Verbindung zu Arnold. Ob Arlitt als Arzt taugte, hatte er lieber nicht herausfinden wollen. Die Begleiterin von Hanna Arlitt, klein und pummelig – die hochgesteckten Haare machten sie auch nicht größer, dazu ein rosa Wollkostüm, der Rock viel zu eng –, gehörte auch zum Kreis der Weinfreunde. Sie war Francesca, wenn sie sich recht erinnerte, anlässlich eines fünfzigsten Geburtstags vorgestellt worden.

Man ahnt es: Diese Reise von Weinfreunden verlief absolut außerplanmäßig. Und wer so gut beobachtet wie Francesca, bleibt nicht untätig, wenn der eigene Ehemann während der Reise spurlos verschwindet. Francesca steht ihrem Angetrauten eben nicht so gelassen (um nicht zu sagen: gleichgültig) gegenüber wie Frau Doktor Arlitt. Und Francesca blockieren auch keine Behörden, die das Verschwinden eher kalt zu lassen scheint.

Mit Die Spur des Barolo beweist Paul Grote einmal mehr sein Talent, das Wissen um gute Tropfen mit der Kunst zu verbinden, spannende Krimis zu schreiben. Nicht nur spannend – eine gute Portion von trockenem Witz ist auch dabei.

Paul Grote: Die Spur des Barolo. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv); 9,99 Euro.

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