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Es ist die sprichwörtliche Reise in die Vergangenheit. Denn mehr Nostalgie, mehr altbewährte Technik, und die noch nicht einmal im völlig überarbeiteten neuen Gewand, geht eigentlich nicht: Eine Testtour mit dem Jeep Wrangler ist die Begegnung mit einem Original, das sich über ein drei viertel Jahrhundert bewährt und erhalten hat.

Das Wort cw-Wert, also der Luftwiderstands-Beiwert spielte in den Geburtsjahren des Wrangler noch keine Rolle. Konnte es auch nicht, da es noch nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch vorgedrungen war. Und so kommt der Wrangler auch heute noch so daher wie damals: Kantig, klobig, unverfälscht. Da gib es keine Kompromisse in der Formgebung im Lauf der Jahrzehnte. Einmal Wrangler, immer Wrangler. Kreisrunde „Augen“ neben dem Kühlergrill mit den sieben Schlitzen: So sah das schon zu „Willy’s“ Zeiten in den 1940er Jahren aus. Genau so fuhren die „Ami-Karren“ aus den späteren Kriegsfilmen mit GI-Besetzung über die Leinwand.

Was für den optischen Auftritt gilt, das gilt auch für die Technik des aktuellen Ur-Jeeps. Noch immer verfügt der Urahn aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht über eine selbst tragende Karosserie. Noch immer ruht er auf einem Leiterrahmen. Aushängbare Türen, das könnte man heutzutage keinem Kunden mehr bei irgendeinem weich gespülten SUV anbieten. Beim „Jeep Wrangler“ erwartet der Kunde das. Und er bekommt es. Auch nach mehr als 70 Jahren. Als „Wrangler“ fährt der hochbeinige Allradler nun schon seit mehr als 30 Jahren durch die Jahre. Als Zeuge seiner eigenen, unverfälschten Geschichte. Ein Fahrzeug, das sich auch heute – wir konnten es leider nicht nachprüfen – so fährt, wie es sich damals gefahren haben muss. Mit der Rückmeldung eines jeden dickeren Steins, einer jeden Unebenheit im Asphalt oder auch daneben an den Fahrer. Da vibriert schon mal das Lenkrad, da kommen ein paar Schläge durch bis in den Sitz oder an das Gestänge der Pedalerie. Unverfälschte, ungefilterte, Reinheit eines Fahrzeugs, das damals voll auf die Gegebenheiten, auf den militärischen Einsatz hin, konzipiert und umgesetzt worden war.

Genau so offensiv bewirbt Jeep in großvolumigen Anzeigen-Kampagnen auch den knorrigen Gesellen aus den Anfangsjahren der eigenen Historie: „Kennt keine Grenzen, nur Herausforderungen.“ Der Jeep Wrangler, das letzte archaische Beispiel für (auto)mobile Männer? Doch so ganz kommt auch die Marke Jeep nicht an der Erfüllung der notwendigsten Vorgaben der modernen Technik vorbei. Wie etwa der Einhaltung der Emissions-Vorgaben bei der Dieseltechnik. Auch da geht Jeep keine Kompromisse ein.

Vor knapp vier Jahren wurde der 2,8 Vierzylinder-Diesel an die Anforderungen der Euro-5-Norm angepasst. Das unverfälscht vor sich rasselnde Aggregat wurde übrigens vom italienischen Hersteller VM Motori eingekauft. Der Turbo-Diesel, nimmt seine Arbeit, wenn der Wählhebel auf D steht, mit selbstbewusster Zähigkeit und unbeirrter Prägnanz auf: Den kantigen Zweitonner bringt, ist er erst einmal in Fahrt geraten, so schnell nichts aus der Ruhe und vor allem nichts aus dem permanenten Vorwärtsdrang eines Allrad-Begleiters.

Ein paar kleine moderne Helflerlein kamen dann noch hinzu, ohne dabei den Kern der Fahrzeug-Philosophie zu berühren oder gar zu verändern: Mit Beginn der aktuellen Generation im Jahr 2007 wurde der Wrangler mit Schrauben- statt mit Blattfedern versehen. Motor und Antrieb werden jetzt elektronisch gesteuert und erstmals gibt es jetzt auch elektrische Fensterheber und eine Zentralverriegelung. Ein bisschen Komfort und ein wenig Zeitgeist müssen eben sein. Ohne dabei dem Fahrzeug seine Identität zu rauben.

Dieses Selbstverständnis kommt erst dann zum Tragen, wenn man den asphaltierten Untergrund verlassen hat. Es gibt keinen auch nur einigermaßen ersichtlichen Grund, sich ein solches Fahrzeug zuzulegen, will man damit nicht ins Gelände fahren. Die derbe und unverfälschte Unverfrorenheit eines Ur-Jeeps, mit dem abnehmbaren dreiteiligen Hardtop kommt erst dann zur Geltung, wen man allein auf weiter Flur abseits der großen Verkehrsströme ist. Der „Rock-Trac-Allradantrieb“ verfrachtet die Fahrzeug-Insassen über steilste Sand- und Matsch-Hügel. Hier gehört er hin, hier macht er Sinn, hier erfüllt er seinen Zweck.Technische Daten Jeep Wrangler 2,8 CRD Rubicon

Bauart: viersitziger Geländewagen
Länge/Breite/Höhe: 4,22/1,87/1,80 m
Motor: Vierzylinder Turbodiesel
Hubraum: 2.777 Kubikzentimeter
Leistung: 200 PS
Höchstgeschwindigkeit: 169 km/h
Getriebe: Fünfgang-Automatik
Antrieb: zuschaltbarer Allrad
Schadstoffklasse: Euro 5
Leergewicht: 1.933 kg
Zuladung: 573 kg
Kraftstoffverbruch: eig. Ang./Hersteller: 9,4/8,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer
Einstiegspreis Jeep Wrangler: ab 29.550 Euro

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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