Die Sache mit dem „Frauenauto“

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Dort wo noch vor gar nicht allzu langer Zeit Frau belächelt und im Höchstfall geduldet wurde, als Fahrerin nämlich, sind sich heute ganze Industrien über die teils unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern bewusst. In einer Zeit, in der das wichtigste Amt im Staate von einer Frau ausgefüllt wird und ganz Deutschland über Gender-Gerechtigkeit spricht, ist es nur zwingend sich darüber im Klaren zu sein, dass das weibliche Geschlecht auch beim Autokauf sehr oft den entscheidenden Part spielt.

Nicht nur bei der Anschaffung als solcher, sondern auch bei der Auswahl der Extras spielt Frau eine wichtige Rolle. Eine aktuelle Studie des Nissan Technical Center Europe im britischen Cranfield fand heraus, dass 80 Prozent aller Auto-Kaufentscheidungen direkt von Frauen beeinflusst werden. Die Studie wird regelmäßig aktualisiert und Fahrerinnen aus Europa, Japan, China und den USA werden nach ihren Auto-Vorlieben ebenso befragt wie nach Dingen, die an den Autos missfallen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen dann in die Fahrzeugentwicklung mit ein.

Das typische Frauenauto gibt es nicht. „Frauen wollen dasselbe wie Männer – nur anders“, so Mandy Lee vom Nissan Europe Technical Center in Cranfield. Klein, niedlich und bonbonfarbig ist ein Klischee, das noch in vielen Köpfen steckt. Vielmehr muss der Wagen ganzheitlich – also in modischem Design und mit praktischem Nutzen zu Frau passen. Der Frauen-Fokus liegt meist weitblickender auf die Kompatibilität des Wagens, auch aus Sicht auf die Kinder und Eltern. So achtet Frau besonders auf einen leichten Ein- und Ausstieg in den Wagen auch für Kinder und Erwachsene im Fond. Frauen mögen – laut Lee – die Kombination aus vernünftigen Aspekten und emotionalen Bindungen zu ihrem fahrbaren Untersatz: geschmackvolles Design, kluges Innenraumkonzept, sinnvolle Technik und umfassende Sicherheit. Das wollen Männer auch, nur mit anderen Schwerpunkten.

Aus der Befragung – in der auch Männer befragt wurden – geht auch hervor, dass umfassende Sicherheit und Kontrolle für Frauen wichtiger ist als für Männer. Auf elektronische Assistenzsysteme und Umweltverträglichkeit legen Frauen großen Wert. Wichtig für Frauen ist ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, Frauen behalten laut Studie viel stärker als Männer ihren finanziellen Rahmen im Auge. Auf der Wunschliste von Frauen steht unter anderem auch eine erhöhte Sitzposition ganz oben. Autokäuferinnen haben also keineswegs nur das kleine süße Stadtwägelchen im Visier, sondern haben vielmehr andere Fahrzeugtypen im Visier. So konnte Nissan in Deutschland von seinem Crossover Juke 51 Prozent an Frauen verkaufen, das sind nur die Verkäufe, die auch von Frauen unterschrieben wurden. Optional haben 61 Prozent der Frauen (Männer: 30 Prozent) zu einem Panoramadach, 63 Prozent (Männer: 70 Prozent) zum RS Technology Paket und 57 Prozent (Männer: 30 Prozent) zum Exterieur Paket 18“ gegriffen.

Text und Foto: Ute Kernbach

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