Buchtipp – Malinke: Alle unter eine Tanne

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Sie kennen vielleicht die Verfilmung mit Gaby Dohm und Michael Gwisdek – als Ehepaar von Anfang/Mitte 60, das mit der Scheidung zwar nicht so lange wartete, bis die Kinder tot sind, sich zu dem Schritt aber doch erst in deren Erwachsenenalter entschloss.

Die Buchvorlage zum Film von Lo Malinke ist, versprochen, nochmal ein etwas anderes Vergnügen als der Film. Denn natürlich kommen solche Heimlichkeiten irgendwann mal raus und, ebenfalls natürlich, in einem der denkbar ungünstigsten Momente. Zwei Silver Ager beenden eine langjährige Ehe, ohne den ganz großen Krach, wenngleich künftiges Aufeinandertreffen nicht ohne Animositäten auskommen, auch wenn beide längst anderweitig gebunden sind. Im Vergleich zum Film ist das Buch, aber das liegt in der Natur des Mediums, trockener und manchmal bissiger. Was im Film Schauspielerinnen und Schauspieler richten müssen, richtet im Buch der Autor selbst: Er leuchtet seine Figuren nach Belieben aus, mitunter sehr detailliert, aber wie sie beim Lesen ankommen, das muss sich die Leserschaft selbst vorstellen.

Warum ich dieses Buch nicht schon vor dem Fest, sondern zum Jahreswechsel empfehle? Weil, obwohl es eben unter der einen Tanne zum großen Knall kommt, Lo Malinke hier auch dazu einlädt, zum Jahresende Bilanz zu ziehen, zum neuen Jahr gute Vorsätze zu fassen. Letzteres vielleicht nicht allzu ambitioniert anzugehen (da ist weniger mehr), aber gelassen erkennen: Manchmal muss man mit Entwicklungen auskommen und das Beste daraus machen, obwohl man sie sich anders vorstellte. Und das muss noch nicht mal schlecht sein.

Lo Malinke: Alle unter eine Tanne. Fischer Taschenbuch Verlag; 9,99 Euro.

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