Buchtipp – Schwinghammer: Knigge kompakt

Beitragsbild
Foto 1

Sie galten ja mal als ganz alter Zopf, den man nicht schnell genug abschneiden konnte. Aber das ist ein paar Jahrzehnte her, und heute sind gute Umgangsformen wieder sehr gefragt. Nicht trotz, sondern gerade wegen der Vielfalt der Kommunikationswege anno 2015, die – anders als manche behaupten – alles andere als ein von Ungangsformen freier Raum sind. Allein die Frage bleibt: Wie macht man's richtig?

Man muss Herbert Schwinghammer zu allererst dafür ein großes Kompliment machen, dass er einer großen Gefahr entgeht – Regeln zu formulieren, die man auswendig lernen kann wie Formeln und damit immer parkettsicher ist. Gute Umgangsformen machen das Miteinander so angenehm wie möglich. Was nicht nur im Arbeitsleben hilfreich, weil entspannend ist, wenn sich eine kritische Situation ergibt.

Zum Beispiel: Auf Betriebsfeiern nichts tun, was einem hinterher peinlich sein könnte – einen zuviel kippen, zu großzügig mit dem Duzen sein, vielleicht noch die Firmenhierarchie mal eben umkehren. Oder: Die Kleidung sollte vom Stil her nicht jünger sein als der Träger oder die Trägerin. (Das mögen manche Modedesigner anders sehen, ist aber nachvollziehbar). Abenteuerlich gemusterte Socken bleiben dem Privatleben vorbehalten. Oft sind es vermeintliche Kleinigkeiten, auf die der Autor hinweist, und das muss wohl seine Gründe haben.

Auf der Rolltreppe nicht drängeln, Menschen ab einer gewissen Altersstufe nicht automatisch für rückständig halten (angesichts der Beliebtheit von Seniorenangeboten zum Umgang mit dem Internet auch so eine vermeintliche Selbstverständlichkeit). Auch Tipps zum Umgang mit einem Menschen, den man nach längerer virtueller Kommunikation zum ersten Mal real treffen will, fehlen nicht.

Schließlich beantwortet Autor Schwinghammer auch Fragen, die schon früher heikel waren, in Zeiten vielfach veränderter Familienstrukturen (zwei arbeitende Elternteile, Patchworkfamilien …) nochmals an Aktualität gewonnen haben. Zum Beispiel: Was sind gute Anrufzeiten, welche sind eher tabu? Letzteres ist einfach zu beantworten: Nach 22 Uhr und vor 8.30 Uhr – es sei denn, die persönliche Sozialbeziehung macht Regeln überflüssig.

Fazit: Man ist schon verblüfft, wie geschickt Herbert Schwinghammer hier eine Fülle von Hinweisen gestaltet, die beim ersten Lesen geradezu unglaublich einfach wirken, es aber beim genauen Hinlesen nicht sind. Zumal er mit guten Beispielen wirklich nicht geizt.

Herbert Schwinghammer: Knigge kompakt. Richtige Umgangsformen und gutes Benehmen in jeder Lebenslage. Mankau Verlag; 7,99 Euro.

Scroll to Top