Dakar: Anatomie der Historie 1978-2016

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Die Dakar Rallye 2016 findet zu etwa 90 % in Argentinien und zu 10 % vom 02. Januar – 16. Januar in Bolivien statt. Über die neuen Routen und Strecken werden wir demnächst an dieser Stelle berichten. Insgesamt Gründe genug, mal in der Geschichte der Dakar von Anbeginn etwas zu stöbern. Die weltgrößte Offroad- Rennveranstaltung hat eine imposante und wechselvolle Geschichte hinter sich. Es war im Jahr 1977, als ein junger französischer Teilnehmer der Wüstenfahrt Abidjan-Nizza irgendwo in den Weiten der südlichen Sahara verloren gegangen war. Da es noch kein Satellitentelefon, kein Internet und keine Hubschrauber als Begleitung gab, wurde lange Tage nach dem jungen Rallyefahrer gesucht, bis er schließlich lebend gefunden wurde: Er hatte sich nebst Copilot nur gründlich verfahren. Sein Name: Thierry Sabine. Ein Jahr später organisierte er selbst die Rallye unter dem traditionsreichen Namen Paris-Dakar und legte großen Wert auf Sicherheit für die Fahrerteams, Ärzte wurden mitgenommen, eine schnelle Eingreiftruppe wurde installiert. Damit war die klassische Wüstenrallye geboren und Sabine wurde zur Legende.

Sein Tod beim Absturz eines Orga-Helikopters traf die Szene weltweit, aber die Organisation nannte sich zunächst TSO (Thierry Sabine Organisation) weiter, als Hommage an den Gründer. Es waren die Zeiten, als Mitsubishi erst mit dem Geländekübel Pajero 040 die Dakar aufmischte, die ja ursprünglich von Paris nach Dakar im Senegal führte. Die unkaputtbaren kantigen Kisten hielten einfach durch, erst die Diesel, dann die 6-Zylinder Benziner, dem 040 folgte der V20, dann der V40, zum Schluss der V60. Jutta Kleinschmidt gewann als erste Frau die Dakar 2001 zusammen mit der Schwedin Tina Thörner auf dem kurzen Pajero.

Attentatsdrohungen für die Strecken in Mali und Nord Mauretanien wurden immer mehr zum Risiko bis dann die neue Veranstaltergeneration ASO kurzen Prozess machte und das Ganze nach Südamerika verlagerte. So wurde der erste Start 2008 zelebriert, etliche alte Hasen aus der Afrika-Zeit verweigerten nun die Gefolgschaft, neue und junge Teilnehmer drängten sich. Volkswagen schob gleich 4 Touareg an den Start, sie gewannen 3-mal in Folge, zogen sich dann sofort zurück. Das X-raid-Team unter Leitung von Sven Quandt aus dem hessischen Trebur übernahm den Stab und siegte fortan gleich 4-mal in Folge mit den von BMW motorisierten wendigen und haltbaren Minis. Die Konkurrenz von Toyota war gut gerüstet in diesen letzten Jahren, doch zum Sieg für die japanische Marke hatte es bislang nicht gereicht. Toyota Südafrika war und ist eine starke Truppe mit dem Dakar-Sieger von 2007, Giniel de Villiers (damals auf Touareg).

Die 8-Zylinder Hilux Pickups sind die stärksten Fahrzeuge im Feld und nun, zur 2016er Dakar, starten Villiers, Poulton und der Neuzugang aus Arabien Yazeed Al Rahdji, der Timo Gottschalk auf dem heißen Sitz hat, während de Villiers mit von Zitzewitz seit Jahren erfolgreich ist. Al Rahdji hatte 2015 gleich den ersten Lauf zum Cross Country Weltcup im schneereichen und eisigen Russland gewonnen, auf einem vom Team Overdrive in Belgien präparierten Toyota Hilux Pickup. Neu hinzugekommen ist als einziges echtes Werksteam Peugeot mit dem neu entwickelten 2008 DKR, der einachsig zu den Buggys zählt. Speerspitzen sind der 11-fache Dakarsieger Stéphane Peterhansel und der Spanier Carlos Sainz, der ehemals auf Touareg in Südamerika gewann. Südamerika hat sich etabliert als gigantischer Sandkasten mit feinsandigen Dünen, scharfem Schotter, tiefen Tälern und hohen Bergen, die Mensch und Maschine das Atmen schwer machen. Die Menschen dort sind verrückt nach Motorsport und die Armut ist nicht so extrem wie in Afrika. Dank modernster Satellitenüberwachung ist das Thema Sicherheit ganz groß geschrieben. Funkverbindung zum Service, das Not- und Warnsystem Sentinel, Satellitentelefon und digitale Navigation erleichtern das Suchen und Finden von Zielen. Komfortable Biwaks mit bestens organisierten Serviceplätzen tun ein Übriges. So darf man erneut gespannt sein, ob der Gesamtsieg unter den 5 – 7 Favoriten ausgefahren wird oder ob ein nicht auf Sieg gesetztes Team die ganz große Überraschung schafft.

Text: Frank Nüssel
Fotos: Teams

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