SEMA … oder: Wenn 4×4 zum Schrei-Erlebnis wird.

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Die SEMA in Las Vegas, die vor wenigen Tagen ihre Tore geschlossen hat, darf bedenkenlos als schrillste Offroad-Messe der Welt tituliert werden. Hier ist alles erlaubt, was sinnvoll oder sinnfrei, was technisch möglich oder riskant, was optisch fasziniert oder auch abstößt. Die ganz Großen der Fahrzeughersteller sind ebenso vertreten wie die kleinen Umbauschmieden. Gleich, wie: Keiner kann auf eine Präsenz bei der SEMA verzichten. Das Publikum ist ebenso verrückt wie fachmännisch versiert, heiter-kritisch wie strikt ablehnend oder auch mit wehenden Fahnen zustimmend. Einfach verrückt. Das ist die eine Seite der SEMA, während die andere durchaus seriöse Lösungen in Sicherheits- und Technikbelangen für Straße und Sport offeriert. Da Las Vegas aber in den USA liegt, wird Fragen zu den Themen Nachhaltigkeit und Ökologie erwartungsgemäß wenig Raum zugestanden.

Andererseits: Vielleicht besteht gerade darin der besondere Reiz, da die üblichen Automobilmesse-Ausstellungsstücke mit E-, Hybrid- oder Wasserstoffantrieb fehlen. Dafür Kompressoren und Turbos in Hülle und Fülle. Und während Modellauto-Hersteller oftmals auf diesen Messen ihre Anregungen für neue Mini-Modell-Produkte einsammeln, macht es Toyota USA mal gerade umgekehrt: Zusammen mit der TONKA Funrise Toy Corporation Hasbro (einer der führenden Modellauto-Hersteller der Welt) haben sie einen Hingucker par excellence auf die Messe gestellt. Als Basis wurde der nicht mehr gebaute Allradklassiker Toyota 4Runner mit dem 4-Liter-6-Zylinder-Benzinmotor gewählt und derart exzessiv umgebaut, dass von den klassischen optischen Tugenden der Serie nichts mehr übrig geblieben ist. Ganz offensichtlich heiligte der Zweck die eingesetzten Mittel. Das Gefährt wirkt so stark kopflastig um die Hochachse, dass schon ungeheurer Aufwand im Fahrwerk betrieben werden musste, um die Fuhre bei flotter Kurvenfahrt nicht kopfheister in der Botanik abzulegen. Kollege Chema Huete vom spanischen Fachmagazin 4x4pasion.com hat da feuchte Hände bekommen beim Fahren. Und die Oberlippe blieb auch nicht vor Schweißperlen verschont. Die zahlreichen Stabilitätshilfen und Hilfsrahmen im Fahrwerk erhöhen zudem das Gewicht nicht unbeträchtlich. Doch danach kräht kaum ein Hahn, wenn das Gefährt s t e h t. Der Tonka-Toyota wird ein Unikat bleiben (hoffentlich), das zwar seine Messe-Message erledigt, aber in der Realität eigentlich nichts zu suchen hat.

Stiftung Allrad-Test würde sagen: Mal interessant anzuschauen, aber ansonsten witzig-blanker Unsinn.

Text: Frank Nüssel
Bilder und Quelle: 4x4pasion.com

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