Emotionen und Visionen: Ford will vor allem bei SUV weiter zulegen

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Der Spät-Herbst ist bei vielen Konzernen und Institutionen im Allgemeinen die Zeit der Bilanzen und Rückbesinnung, aber auch schon des Ausblicks auf kommende Herausforderungen und auf neue strategische Ausrichtungen. Das ist auch in der Automobil-Industrie nicht anders. So gab Ford in dieser Woche einen detaillierten Einblick in die globale, europäische und nationale Zahlenwelt des US-Branchenriesen.

Emotionaler Höhepunkt des Kölner Autobauers in diesem Jahr (und wohl auch in der jüngsten Vergangenheit im Allgemeinen) war hierzulande mit Sicherheit die Einführung der Sportwagen-Ikone Mustang auf dem europäischen Markt. Der weltweit meistverkaufte Sportwagen fuhr sich auch bei uns in die Herzen (und vor allem in die Garagen) seiner zahlreichen Bewunderer. Vor allem die V8-Variante mit dem 421-PS-Triebwerk unter der Haube war im Vergleich zum „kleinen“ Ecoboost-Vierzylinder der absolute „King“. Das mächtige Blubbern und Bollern eines Achtzylinder-Triebwerks gehört also bei den Bewunderern dieser Fahrzeug-Gattung offensichtlich genau so dazu wie die reine Optik oder auch die Leistung. Denn mit fast 320 PS aus 2,3 Litern Hubraum ist der Vierzylinder auch nicht gerade untermotorisiert.

Für das Marken-Image ist der Mustang im wahrsten Sinn des Wortes ein wahrer „Galoppsprung“ gewesen. Die wirtschaftlichen Zahlen und die Tendenzen, die Ford in den kommenden Jahren erwartet, aber basieren auf zum Teil ganz anderen Entwicklungen und Ausrichtungen. Zum Gesamtmarktanteil des Unternehmens in Deutschland von 7,2 Prozent (Stand Oktober 2015) hatte neben einem deutlichen Plus bei den Pkw-Zulassungen vor allem das boomende Nutzfahrzeug-Geschäft einen erheblichen Anteil. Um runde 20 Prozent, so Ford-Marketingchef Reinhard Zillessen, sei die Zahl der Neuzulassungen bei den Nutzfahrzeugen in den ersten zehn Monaten des Jahres 2015 gestiegen.

Gerade in diesem Bereich, in dem sich die Kölner in erster Linie mit den Erzeugnissen von Fiat Professional sowie der deutschen Wettbewerber von Mercedes-Benz und Volkswagen um die größten „Kuchenstücke“ bei den Verkaufszahlen streiten, hat sich die Erneuerung der Modellplatte in den vergangenen Jahren offensichtlich bezahlt gemacht. Transit, Tourneo und Co. haben in ihren zahlreichen Modifikationen offenbar auf dem gewerblichen Sektor den Zeitgeist getroffen und die entsprechenden Lücken nicht nur erkannt, sondern dem Kunden auch zum großen Teil die Möglichkeit verschafft, diese zu schließen.

Neben den Nutzfahrzeugen sieht Ford in Zukunft vor allem im Bereich der Sport Utility Vehicles (SUV) große Wachstumschancen. Im vergangenen Jahr waren zehn Prozent aller in Europa verkauften Ford-Fahrzeuge bereits ein SUV. Der Ford Kuga liegt demzufolge mittlerweile in der Zulassungsstatistik sogar schon über dem Ford-Selbstläufer der vergangenen Jahrzehnte, dem Kleinwagen Fiesta. Bereits im kommenden Jahr will der Autobauer den SUV-Anteil an den europäischen Gesamtverkäufen auf 30 Prozent steigern.

Dazu sollen nicht nur der Kuga, sondern auch der kleine EcoSport und ab Mitte des kommenden Jahres auch der neue Ford Edge sorgen. Das Lifestyle-SUV EcoSport bietet Ford angesichts der Käufer-Erwartungen und des daraus resultierenden Kaufverhaltens jetzt auch in der Ausstattungsversion „S“, basierend auf der Titanium-Version, an. Gerade in diesem prestige-trächtigen Segment will Ford also gewappnet sein, um mit der Konkurrenz von Opel Mokka und Co. beim Kunden auf Augenhöhe argumentieren zu können.

Dazu passt auch der beabsichtige Ausbau der Palette von allradgetriebenen Fahrzeugen. Ford setze in Zukunft nicht nur auf einen permanenten Allradantrieb, sondern auf eine, so Zillessen, „intelligentere Variante“. Diese schalte sich elektronisch nur zu, wenn sie aufgrund der Witterungs- und Straßenverhältnisse auch wirklich benötigt werde. Derzeit bietet Ford Allradantrieb bereits in sechs Baureihen an. Mit Einführung der beiden Modelle Focus RS und Edge im kommenden Jahr werde das AWD-Angebot (AWD = All wheels drive) dann auf acht Baureihen anwachsen. Das gelte nicht nur für SUV’s, sondern beispielsweise auch für die klassischen Limousinen wie etwa den Mondeo, den es bereits mit 150 oder 180 PS in der Allrad-Version gibt.

Bis zum Jahr 2017 will Ford seine Produkt- und Technologie-Offensive weiter voran treiben. Insgesamt 25 neue Modelle und Technologien hatte das Unternehmen im Jahr 2012 bis 2017 angekündigt. Mehr als die Hälfte, so der Kölner Marketing-Chef habe man bereits umgesetzt. Damit verfüge man „heute über das beste Portfolio aller Zeiten.“

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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