Buchtipp – Naessens: Pur genießen

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Ich gebe zu: Zum Vergnügen einer Belgienreise gehören für mich immer auch Muscheln mit Pommes frites (kurz: moules et frites), die Muscheln können ggf. auch einfach durch einen Klacks Mayonnaise ersetzt werden und die dicken Pralinen als Mitbringsel. Jene, die schmecken, als decke eine davon den Energiebedarf eines erwachsenen Mannes für zwei Tage.

Wer zum Anbauen neigt, gleicht solche Schwelgereien durch anschließende gesunde Ernährung aus. Auch dafür kann man tatsächlich in Belgien schöne Inspirationen bekommen! Pascale Naessens heißt die Frau, die's möglich macht. Sie schwelgt auch, aber tatsächlich in einer Verbindung aus magerem Fleisch, fettem Fisch (den aber bringt sie in kleinen Mengen, so dass er sich nicht in Hüftgold verwandelt), vor allem aber in Obst und Gemüse nach Lust und Laune. Freimütig erklärt sie, dass man mit ihrer Kost ganz einfach schlank bleiben – oder werden kann.

Tatsächlich liegen die Besonderheiten nicht nur in den Zutaten, sondern auch im Wie: Das zeigt sich besonders gut an einem Rezept, das sie selbtbewusst Der leckerste Tomatensalat der Welt nennt. Fleisch- und Fischfans kommen, wie gesagt, auf ihre Kosten, aber die müssen vermutlich etwas tiefer in den Geldbeutel greifen. Mit Massenprodukten vom Discounter dürften die Rezepte nicht gelingen. Wer kein üppiges Haushaltsbudget hat oder wer's vegetarisch mag, wird auch bedient: Blumenkohl etwa, in der deutschen Küche immer noch mit dem Ruf des Langweilers behaftet, kommt hier in exotischer Zubereitung mit Kokos ganz neu daher. A propos Kokos: Zum Süßen, etwa in einem Birnenkuchen, verwendet Naessens Kokosblütenzucker. Damit zeigt sie sich auf dem neuesten Wissensstand: Von ihm braucht man nur kleine Mengen, und der von vielen Naschkatzen bei konventionell gesüßten Leckereien gefürchtete Nebeneffekt bleibt aus – dass man immer mehr davon haben will. Die positive Wirkung vom Kokosblütenzucker erklären Experten mit dem niedrigen glykämischen Index.

Fazit: Wer Anregungen zum guten, gesunden Essen mag, wird hier fündig. Man muss sich mit beiden Büchern aber schon intensiv befassen und auch zum Nachkochen bei Einkauf und Zubereitung etwas Zeit einplanen. Das heißt nicht, den ganzen Tag oder den Abend nach einem Tag im Beruf in der Küche zu verbringen. Aber Pascale Naessens verlangt schon eine gute Portion Liebe zum Kochen: Ihre Rezepte sind sozusagen das Gegenprogramm zum Ravioli-heißmachen-und-fertig.

Pascale Naessens: Pur genießen. Und: Pur genießen – natürlich und gesund.
Beide: Zabert Sandmann Verlag; je 15,99 Euro.

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