Ich gebe zu: Bei Buchtiteln, die Überschwänglichkeit und Superlative signalisieren, bin ich erst mal skeptisch. Zu viele Moden haben wir kommen und gehen sehen, die nicht hielten, was sie versprachen. Solch einen Titel trägt dieser Ratgeber von Don Joseph Goewey – um schon in den ersten Zeilen erkennen zu lassen: Hier ist kein Reißer, sondern ein seriöser Autor am Werk.
Ich bin nun mal so, Ich war schon immer so, Den ändert man nicht mehr, Da kann man nichts machen – kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor, wenn von mehr oder minder unangenehmen Charaktereigenschaften Ihrer Mitmenschen die Rede ist? Die Haltung wurde gewissermaßen über lange Zeit von der Neurologie als Wissenschaft unterstützt. Unser Gehirn sei von Geburt an quasi als starre Form vorgegeben, wer z.B. als Pessimist geboren sei, werde bis an sein Lebensende unveränderbar eben immer davon ausgehen: Das Glas ist halb LEER, nicht halb VOLL.
Unfug, sagt Don Joseph Gewey. Wir können uns sehr wohl umformen und müssen keineswegs hinnehmen, was von der Natur vorgegeben scheint. So definiert er Stress primär als negative Grundhaltung ohne erkennbaren sachlichen Grund. Einfache Testfragen sind hilfreich, um zu erkennen, wie es um einen selbst steht. Vieles, was Goewey als Stresser sieht, kommt schlicht daher, dass man viel Gutes im eigenen Leben übersieht oder als selbstverständlich hinnimmt. Und manchmal helfen simple Maßnahmen wie diese: den Tagesablauf einfacher und/oder strukturierter gestalten.
Fazit: Dieses Buch ist sicher kein Allheilmittel für Menschen, die schon lange unter dem stehen, was Goewey Stress nennt. Aber es hält manche Wege zur Lösung bereit, die wirklich einfach sind und nur auf den ersten Blick banal-selbstverständlich wirken. Man muss sich allerdings Zeit nehmen, nicht viel, aber regelmäßig. Wie bei anderen sinnvollen Maßnahmen im Leben auch, zum Beispiel Sport. Oder, ganz banal, Zähneputzen und Duschen.
Don Joseph Goewey: Stress für immer besiegen. Das ultimative Übungsbuch für ein stressfreies Leben. Windpferd Verlag; 18,95 Euro.
