Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Natürlich überstrahlt die IAA in Frankfurt am Main in diesen Tagen alles, was sich rund um das Thema Automobil im Besonderen und Mobilität im Allgemeinen dreht. Aber es gibt nichts desto trotz auch viele weitere interessante Randnotizen, die im großen IAA-Hype dieser Tage kommuniziert werden und die einfach zu schade sind, als dass sie achtlos im großen virtuellen Redaktions-Papierkorb landen.

Wenn Sie nur ein wenig Herz für die Gestaltung, ja eher die Kunst des Automobilbaus haben, dann werden Sie wissen, dass der Name Pininfarina wie kaum ein Zweiter für das Kreieren wunderschöner Exponate der Automobilkunst steht. Pininfarina, alleine der italienische Name klingt wie eine Arie aus einer Verdi-Oper, wenn es darum geht, Automobile von unvergänglicher Schönheit zu entwerfen.

Ausgerechnet in diesen Tagen kommt jetzt die Nachricht, dass auch vor dem großen Namen der italienischen Blechkleid-Schneider der Kommerz nicht Halt macht. Denn nach Jaguar und Land Rover steht nun eine weitere europäische Automobillegende offenbar kurz davor, nach Indien verkauft zu werden. Während „Jag und Landy“ vom indischen Mischkonzern Tata quasi auf Vordermann gebracht wurden, sind es nun die Bosse von Mahindra & Mahindra, die Gefallen an der italienischen Design-Manufaktur Pininfarina gefunden haben. Bei diesem Unternehmen handelt es sich um den bedeutendsten SUV-Hersteller des indischen Subkontinentes. Die Inder sprechen offenbar bereits seit einigen Monaten mit den Besitzern, doch die Gespräche gerieten vor einiger Zeit ins Stocken.Jetzt, so eine Mitteilung einer renommierten Wirtschafts-Agentur in diesen Wochen, scheinen sich die beiden Parteien wieder angenähert zu haben. Ein Abschluss des Geschäftes, hieß es, stehe kurz bevor. Die Agentur räumt allerdings ein, dass sich Mahindra und Pininfarina noch über den Kaufpreis und die Übernahme der Schulden des Unternehmens einigen müssten. Die Pininfarina-Aktie hat schon einmal reagiert, und ist um mehr als zehn Prozent angestiegen. Bisher hatten sich vor allem Pininfarinas Kreditgeber, die dort über die Geschäfte wachen, gegen einen Abschluss gewehrt.

Mit der Übernahme des italienischen Unternehmens, zu dem auch Produktionsanlagen gehören, wolle sich Mahindra & Mahindra offensichtlich „wie vor einigen Jahren Tata zusätzlichen Glanz gönnen“, vermuten die Wirtschafts-Kollegen. Zu dem indischen Konzern gehören inzwischen auch der koreanische SUV-Spezialist Ssangyong und – was nur wenige wissen – die Rollersparte von Peugeot.

Pininfarina schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen, hat aufgrund der Besorgnis erregenden Entwicklung vor drei Jahren auch seine Automobilproduktion eingestellt. Der 1930 gegründete „Design-Tempel“ wurde vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Automobil-Ikonen wie Rolls-Royce, Ferrari, Peugeot und Alfa Romeo (Spider) bekannt. Es wäre ein Jammer, wenn die wunderschönen Exponate dieser italienischen Kreativ-Köpfe auf immer und ewig das Zeitliche segnen würden. Hoffen wir, dass es anders kommt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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