Zwischen DRK und DVR: In Halle 6.1 finden diewahren IAA-Enthusiasten noch Zeit und Muße

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Halle 6.1 ist mit Sicherheit nicht einer der am meisten überlaufenen Ausstellungsorte bei dieser 66. Internationalen Automobilausstellung. Aber er ist mit Sicherheit einer der Interessantesten für Menschen mit Muße, einem Hang zur Tradition und zum Motorsport, die abseits des emsigen Gewusels und Gewimmels zwischen den chromblitzenden Weltpremieren des Frankfurter PS-Altars den Sinn fürs Außergewöhnliche entdecken wollen und das dort auch können.

Unter dem eher schlichten Label „111 Jahre Rennsportgeschichte des Automobilclubs von Deutschland“ verbergen sich viele große „Rennschlachten“ der vergangenen Jahrzehnte. Hinter prächtig restaurierten und (wieder) herausgeputzten, stolzen Oldtimern stecken wahre Romane von geschichtsträchtigen Auseinandersetzungen auf den berühmtesten Rennstrecken der Welt. Sie legen aber auch ein beredtes Zeugnis ab über die technische Entwicklung des Motorsportes in seinen vielen Facetten und damit auch über den Fortschritt des Automobilbaus im vergangenen Jahrhundert im Allgemeinen.

Diese Sonderschau wird gemeinsam vom AvD, dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und dem Zentralverband des Kraftfahrzeug-Gewerbes ausgerichtet. Schon das erste Fahrzeug, das man beim Betreten der Halle erblickt, weckt Lust und Leidenschaft, durch diese Ausstellung zu schlendern. Die fast schon barocken rundlichen Formen einer klassischen Renault Alpine, die im tiefen Mandarinblau erstrahlt, stehen auch für die Kunst der Designer, nicht nur möglichst schnelle, sondern auch optisch faszinierende Fahrzeuge zu erschaffen.

Egal ob Rallyesport, der Tourenwagen, GT, oder Formel-Sport: 111 Jahre sind eine ungeheure Zeitspanne im Motorsport. Wer sich ein wenig in der Geschichte des Rennsportes auskennt und seine Kenntnisse vertiefen oder auffrischen möchte, der sollte mindestens einmal 30 Minuten von der ansonsten üblichen IAA-Terminhetze abzwacken und sich in diesem Patina-geschwängerten Ambiente von der Faszination Automobilsport über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren einfangen lassen.

Auf einer virtuellen „Rennstrecke“ werden Fahrzeuge aus den verschiedensten Epochen gezeigt. Dabei geht es nicht nur um die Geschichte des Motorsportes, sondern auch um die des Automobilclubs von Deutschland (AvD). Der war es nämlich, der im Jahr 1900, damals noch unter dem Namen DAC (Deutscher Automobilclub), die erste internationale Automobilausstellung ins Leben rief. Und der DAC war auch maßgeblich daran beteiligt, dass es zur Gründung des Deutschen Automobilverbandes und des Vereins Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller kam. Aus diesem ersten Zusammenschluss entstand später auch der heutige Verband der Automobilindustrie, der VDA. Er ist seit langem mittlerweile Ausrichter der IAA in Frankfurt. Viel mehr geschichtliche Aura als in Halle 6.1 geht in diesen Frankfurter Tagen also nicht.

Passend zur möglichst schnellen und sportlichen Handhabung des Automobils sind auch zwei Instanzen im gleichen Raum vertreten, die dem nicht minder wichtigen Sicherheitsaspekt in der Automobil-Geschichte Rechnung tragen. Die Ausstellung des Deutschen Roten Kreuzes über historische Krankentransport-Fahrzeuge aus der über 150-jährigen Geschichte des DRK und der Auftritt des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) mahnen beide mit Nachhaltigkeit: Spaß mit schnellen Fahrzeugen ja, aber bitte auch mit Besonnenheit und mit Verantwortungsgefühl. Vor allem dann, wenn es runter von der Rennstrecke in den normalen Straßenverkehr geht.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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